Wie objektiv ist der Wissenschaftsjournalismus in Deutschland?

In der Süddeutschen Zeitung toben Grabenkämpfe um die ‚neue Gentechnik‘

29. November 2019 / Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat in den letzten Jahren meist sehr positiv über die ‚neue Gentechnik‘ berichtet, wie jetzt erneut am 29. November. Ein Anlass war ein Bericht der Leopoldina zur neuen Gentechnik, der nächste Woche veröffentlicht werden soll. In diesem Bericht ist laut Kathrin Zinkant von der SZ zu lesen, was derzeit „wissenschaftlicher Konsens“ sei. Ihr Fazit: „In einer Zeit, in der die Probleme auf dem Acker immer dringlicher erscheinen, sind die neuen Techniken deshalb eine gute Nachricht.“

Interessant ist, dass der zitierte Bericht zuvor in Auszügen auf der Konferenz „Wissenswerte“ in Bremen vorgestellt wurde. Auf dieser Konferenz war auch Herr Patrick Illinger als Redner gebucht, der die Wissenschaftsredaktion der Süddeutschen leitet. Die Konferenz gilt als die wichtigste Konferenz für Wissenschaftsjournalismus in Deutschland. Bemängelt wurde aber, dass sich die Konferenz in Bremen von der Industrie (unter anderem BASF und Bayer) sponsern lässt. So schrieb Malte Kreutzfeldt von der TAZ-Redaktion auf Twitter: „Bei meinem ersten Besuch auf der #Wissenswerte19 wundere ich mich gerade, dass die zentrale Konferenz der Wissenschaftsjournalist*innen ausgerechnet von @Bayer und @BASF_DE gesponsert wird.“ Besonders kritisch bewertete Herr Kreutzfeldt dabei, dass die Konzerne sogar dem Programmbeirat der Konferenz angehörten.

Bioskop, eine „Zeitschrift zur Beobachtung der Biowissenschaften“ hatte bereits zu Beginn der Konferenz auf Twitter die Frage gestellt, warum die Leopoldina ihre Stellungnahme dort vorab vorstellen wolle und auch auf das Problem mit den Sponsoren hingewiesen: „Fragwürdige Wissenschaftskommunikation zum Gentechnikrecht – »Vorab«-Publikation eines Papiers interessierter Organisationen bei @Wissenswerte19 angekündigt, vor Multiplikatoren. Warum die Eile?“ Laut Bioskop wurden Fragen zur Höhe des Sponsorings von den Organisatoren der Konferenz nicht beantwortet. Testbiotech hatte zudem am 26. November bei der Leopoldina nachgefragt, ob man auch Zugang zum Bericht haben könne. Das wurde verneint.

Die Sorge von Bioskop scheint sich also bewahrheitet zu haben: Die Konferenz in Bremen, zu deren Sponsoren neben Bayer und BASF auch die Leopoldina gehört, wurde auch dazu genutzt, um der Berichterstattung über den Bericht der Leopoldina eine bestimmte Richtung zu geben. Der Artikel von Frau Zinkant folgt dem Schema, das von Bioskop vorhergesagt wurde.
Frau Zinkant nutzt ihren Artikel auch zu einem ihrer bekannten Rundumschläge gegen Testbiotech. Dabei unterlaufen ihr im Eifer aber immer wieder offensichtliche Fehler. In der Vergangenheit hatte sie den Verein Testbiotech bereits als „Firma“ tituliert oder dem Verein falsche Inhalte zugeordnet.

Dieses Mal bezeichnet sie dessen Geschäftsführer Christoph Then als Biologen und behauptet, die Grünen hätten ihn zu einer Anhörung in den Bundestag eingeladen. Beides ist falsch. Falsch ist auch, dass Herr Then in der Anhörung im Bundestag die Risiken der neuen Gentechnik nicht konkret benannt hätte. Vielmehr waren drei ganz konkrete Beispiele Gegenstand seiner Ausführungen. Etwas merkwürdig ist auch die Wahl eines Kronzeugens von Frau Zinkant, der Testbiotech in ihrem Artikel die Verbreitung von ‚Fake News‘ unterstellt. Derselbe Johannes Kopton hatte jüngst auf Twitter versucht, Testbiotech in die Nähe von Nazis und Antisemiten zu rücken und als Beleg auf eine Grafik verwiesen, die weder von Testbiotech stammte noch antisemitische Inhalte enthielt. Dieser Fehler wurde inzwischen immerhin indirekt eingestanden.

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