Einspruch gegen Patent auf Schimpansen

Patent verletzt ethische Grenzen des Europäischen Patentrechts
Donnerstag, 15. November 2012
München

Elf Organisationen aus Deutschland, der Schweiz und England haben einen gemeinsamen Einspruch gegen ein Patent der US Firma Intrexon auf gentechnisch veränderte Schimpansen eingelegt. Das Patent EP1456346 war vom Europäischen Patentamt (EPA) im Februar 2012 erteilt worden. Die Tiere sollen für die Pharma-Forschung genutzt werden, nachdem sie zuvor laut Patent mit synthetischer DNA manipuliert wurden, die ursprünglich aus Insekten stammt. Nach Ansicht der einsprechenden Organisationen, Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, British Union for the Abolition of Vivisection (BUAV), Deutscher Tierschutzbund, Gen-ethisches Netzwerk (GeN), Gesellschaft für ökologische Forschung, Kein Patent auf Leben!, Pro Wildlife, Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie (SAG), Schweizer Tierschutz (STS), Testbiotech und Wild Chimpanzee Foundation Deutschland (WCF), verstößt das Patent gegen die ethischen Grenzen des Europäischen Patentrechts. Sie sind besorgt darüber, dass das Patent einen kommerziellen Anreiz für mehr Tierversuche bietet, und verlangen, dass Tiere mit mehr Respekt behandelt werden.

„Tiere sollten mit Respekt behandelt und vor kommerziellem Missbrauch geschützt werden. Insbesondere die Patentierung von Menschenaffen kann durch nichts gerechtfertigt werden, die Erteilung dieser Patente ist eine Beleidigung für unsere eigene Gattung“, sagt Christoph Then von Testbiotech „Das EPA hat die Grenzen, die von der Gesellschaft akzeptiert werden, weit überschritten. Es ist Zeit, Patente auf Tiere zu stoppen.“

Jüngste Recherchen zeigten, dass das EPA im Jahr 2012 drei Patente auf Schimpansen erteilt hatte, zwei davon für die US-Firma Intrexon, die ausdrücklich Tiere wie Mäuse, Ratten, Kaninchen, Katzen, Hunde, Rinder, Ziegen, Schweine, Pferde, Schafe, Affen und insbesondere Schimpansen als ihre Erfindung beansprucht. Ein weiteres Patent erhielt die US-Firma Altor BioScience.

"Schimpansen sind in ganz Afrika extrem vom Aussterben bedroht, denn die Regenwälder stehen mehr denn je unter dem Druck des steigenden Nahrungsmittel- und Biokraftstoffbedarfs der Industrieländer. Zugleich hat die Wissenschaft in allen jüngeren Studien bestätigt, wie ähnlich Schimpansen dem Menschen in ihren kognitiven Fähigkeiten, ihrem Sozialverhalten, ihrer Kultur, ihrem Werkzeuggebrauch und auch in ihrer Fähigkeit, Mitgefühl mit Schwächeren zu entwickeln, sind. Letzteres wird weltweit anschaulich in dem neuen Disney-Film "Schimpanse" aufgezeigt. In Anbetracht der genannten Argumente ist es mehr als verwunderlich, dass das EPA ein Patent zu Schimpansen genehmigt hat, ohne die damit verbunden moralischen Fragestellungen in Betracht zu ziehen", sagt Professor Christophe Boesch, Präsident der Wild Chimpanzee Foundation (WCF).

Insgesamt hat das Patentamt bereits etwa 1200 Patente auf Tiere erteilt. Der Präzedenzfall wurde 1992 mit der sogenannten Krebsmaus geschaffen. Auch auf Menschenaffen gibt es schon zahlreiche Patente. 2010 erhielt die Firma Bionomics ein Patent auf gentechnisch veränderte Affen, die an Epilepsie leiden (EP1852505).

Versuche an Menschenaffen und anderen Primaten unterliegen international, insbesondere auch in der EU, strengen Restriktionen. Einige EU-Länder haben Tierversuche an Menschenaffen bereits verboten, die EU Richtlinie 2010/63/EU sieht hohe Hürden für Versuche an Menschenaffen vor. Die Einspruch einlegenden Organisationen warnen davor, dass dieses Patent in den 38 Mitgliedsstaaten des Europäischen Patentamtes Anreize dafür schaffen kann, weitere Tierversuche durchzuführen und die Tiere zu vermarkten. Für den 30. November 2012 haben verschiedene Organisationen zu einer Demonstration gegen Patente auf Pflanzen und Tiere in München aufgerufen.

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