Gentechnisch veränderter Mais ohne Zulassung in der EU?

Mais SmartStax enthält sechs verschiedene Insektengifte
Donnerstag, 20. December 2012
München/Brüssel

Testbiotech hat den neuen EU-Kommissar Tonio Borg über den Verdacht unterrichtet, dass schon seit einigen Jahren gentechnisch veränderter Mais in die EU importiert wird, obwohl er in der EU nicht zugelassen ist. Der gentechnisch veränderte Mais SmartStax der Firmen Monsanto und Dow AgroSciences produziert sechs verschiedene Insektengifte und ist gegenüber zwei Unkrautvernichtungsmitteln resistent. SmartStax wurde 2010 von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA bewertet, jedoch ist die Risikobewertung umstritten und der Mais wurde bis heute nicht zugelassen.

„SmartStax wird in den USA auf Millionen von Hektar angebaut. Aus den USA wurden in den letzten Jahren insgesamt über eine Million Tonnen Mais in die EU importiert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass SmartStax auch in der EU in großen Mengen auf den Markt gelangt ist“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Falls von den US-Importeuren nicht nachgewiesen werden kann, dass ihre Lieferung frei von SmartStax-Mais ist, sind die Maislieferungen zu stoppen.“

SmartStax wurde 2009 in den US-Markt eingeführt. Seitdem haben die Maisimporte aus den USA in die EU deutlich zugenommen. Die Importe werden unter anderem für Futtermittel genutzt. Allein 2011 wurden mehr als 800.000 Tonnen importiert. Auch 2012 exportierten die USA erhebliche Mengen ihrer Maisernte, obwohl der Ertrag wegen einer Dürre beeinträchtigt war. Die Ernte von SmartStax-Mais müsste in den USA eigentlich getrennt erfasst werden, um zu verhindern, dass sie in die EU exportiert wird. Möglichkeiten zur wirksamen Kontrolle gibt es aber nicht, da der Mais zumindest mit üblichen Tests nicht eindeutig nachgewiesen werden kann. SmartStax besteht aus gentechnisch veränderten Mais-Varianten, die bereits als einzelne Pflanzen zugelassen wurden, und kann daher bei Kontrollen nicht sicher identifiziert werden.

Die Industrie kann also darauf vertrauen, dass illegale Importe nicht bemerkt werden. Es ist zu befürchten, dass SmartStax bereits in erheblichen Mengen auf den Markt der EU gelangt ist. Da die EU-Kommission den SmartStax-Mais weder zugelassen noch wirksame Maßnahmen ergriffen hat, entsprechende Importe zu verhindern, muss davon ausgegangen werden, dass große Anteile der US-Mais-Importe gegen geltendes Recht der EU verstoßen.

Beim SmartStax werden verschiedene Insektengifte kombiniert, die ursprünglich nur in Bodenbakterien vorkommen. Er wird in den USA angebaut, weil sich dort die Schädlinge zunehmend an den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen anpassen, welche einzelne Giftstoffe produzieren. Einer der sechs Giftstoffe (Cry1A105) in SmartStax ist künstlich aus verschiedenen Insektengiften synthetisiert, in der Natur finden sich keine natürlichen Varianten des Gifts. Die EU schreibt vor, dass sogenannte Stacked Events, bei denen mehrere gentechnisch veränderte Pflanzen miteinander kombiniert werden, nur auf den Markt gelangen dürfen, wenn sie eine gültige Zulassung haben. Diese Pflanzen müssen eine Risikoprüfung durchlaufen, bei der unter anderem unerwartete Kombinationseffekte der Gene in den Pflanzen geprüft werden.

Die Risiken des „Gen-Kombi-Mais“ wurden aber nicht ausreichend untersucht. Beispielsweise wurden die Maiskörner lediglich über 42 Tage an Geflügel verfüttert, um deren Mastleistung zu prüfen. Dagegen wurden keine Ergebnisse von Fütterungsversuchen mit Körnern oder Pflanzen vorgelegt, in denen die gesundheitlichen Risiken untersucht wurden. Im Ergebnis geht Testbiotech davon aus, dass die Risiken für Mensch und Umwelt nicht ausreichend untersucht wurden. Testbiotech fordert daher eine erneute und umfassende Risikobewertung von SmartStax und wirksame Maßnahmen gegen Importe in die EU.

Kontakt: 

Dr. Christoph Then, Testbiotech, Tel 015154638040, info@testbiotech.org

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