Testbiotech-EU-Gentechnik-Newsletter 4/2016 (Dezember 2016)

Das Wichtigste

EU-Gericht weist Klage gegen Zulassung von Gentechnik-Soja zurück / Rechtsgutachten: Anbau von Gentechnik-Mais in der EU muss ausgesetzt werden / Neue Studien zu verändertem Stoffwechsel in transgenen Pflanzen und Interessenkonflikten in Gentechnik-Pflan

Aktuelle Themen und Aktivitäten

EU-Gericht weist Klage gegen Zulassung von Gentechnik-Soja zurück
Rechtsgutachten: Anbau von Gentechnik-Mais in der EU muss ausgesetzt werden
Testbiotech-Kommentar zur geplanten Änderung der EU-Richtlinie 2001/18

Aktuelles aus der Wissenschaft

Neue Studie untersucht epigenetische Veränderungen in transgenen Pflanzen
Proteomics-Studie: Mais NK603 nicht im Wesentlichen gleichwertig
Interessenkonflikte bei Bt-Pflanzenstudien

Neuigkeiten von der EFSA

Stellungnahme der EFSA zu der insektenresistenten und herbizidtoleranten Sojabohne DAS-81419-2
Stellungnahme der EFSA zum herbizidtoleranten Mais DAS-40278-9
EFSA-Bewertung neuer Sequenzinformationen für Mais DAS-59122-7

Verschiedenes

Industrie: Gentechnisch veränderter Raps ist schwer vom Markt zu entfernen

Aktuelle Themen und Aktivitäten

EU-Gericht weist Klage gegen Zulassung von Gentechnik-Soja zurück
Der EU-Gerichtshof (EuGH) hat am 15. Dezember über eine Klage gegen die Zulassung der Gentechnik-Soja Intacta der US-Firma Monsanto entschieden (T-177/13). Nach Auffassung des Gerichts wurde die Soja entsprechend den gesetzlichen Vorgaben auf ihre Risiken geprüft. Der EuGH bestätigt damit die Prüfung durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA und die Entscheidung der EU-Kommission. Es ist das erste Mal, dass der EuGH eine Klage von Nichtregierungsorganisationen gegen eine Importzulassung von Gentechnik-Pflanzen verhandelt hat. Unterstützt wurde die Klage von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Gesellschaft für ökologische Forschung, der Manfred Hermsen Umweltstiftung sowie der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Auf der Seite der EU-Kommission waren die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die Regierung Großbritanniens und Monsanto dem Verfahren beigetreten.
https://www.testbiotech.org/node/1787

Rechtsgutachten: Anbau von Gentechnik-Mais in der EU muss ausgesetzt werden
Ein aktuelles Rechtsgutachen des EU-Rechtsexperten Prof. Dr. Ludwig Krämer zeigt, dass die in der EU eingereichten Anträge auf Anbau von gentechnisch verändertem Mais in zentralen Punkten fehlerhaft sind. Die Anträge müssen laut dem Rechtsgutachten zurückgewiesen und die bereits bestehende Zulassung für Mais MON810 widerrufen werden. Betroffen sind die Konzerne Monsanto, Pioneer/DuPont und Syngenta. Die Firmen haben aktuelle Entwicklungen nicht berücksichtigt und deswegen die Risiken einer unkontrollierten Ausbreitung der manipulierten Mais-Gene falsch eingeschätzt. Schuld ist das überraschende Auftreten der Pflanzenart Teosinte. Diese breitet sich insbesondere in spanischen Maisfeldern aus. Dort werden auch die meisten Gentechnik-Pflanzen in der EU angebaut. Teosinte kann mit Mais hybridisieren und fruchtbare Nachkommen produzieren. Dadurch kann es zu einer Übertragung der in den Mais zusätzlich eingebauten Gen-Konstrukte kommen. Das Gutachten wurde von Testbiotech in Auftrag gegeben.
https://www.testbiotech.org/node/1774

Testbiotech-Kommentar zur geplanten Änderung der EU-Richtlinie 2001/18
Testbiotech hat eine Stellungnahme zur geplanten Änderung der EU-Richtlinie 2001/18 eingereicht. Die EU-Kommission plant dabei, die Vorgaben für die Umweltverträglichkeitsprüfung genetisch veränderter Organismen zu aktualisieren. In seiner Analyse lehnt Testbiotech die meisten Elemente des derzeitigen Vorschlags der EU-Kommission ab und gibt detaillierte Empfehlungen für die Umweltrisikobewertung.
Https://www.testbiotech.org/en/node/1776

Aktuelles aus der Wissenschaft

Neue Studie untersucht epigenetische Veränderungen in transgenen Pflanzen
Wissenschaftler aus Norwegen, Deutschland und Brasilien haben in einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit („Levels of DNA methylation and transcript accumulation in leaves of transgenic maize varieties “) epigenetische Effekte in den gentechnisch veränderten Maislinien MON89034 und MON89034 x NK603 untersucht. MON89034 produziert die Bt-Toxine Cry1A.105 und Cry2Ab2, die gegen bestimmte Schmetterlingsarten wirksam sind, während der Mais NK603 gegenüber Glyphosat-Herbiziden tolerant ist. Die Wissenschaftler verglichen verschiedene Sorten von MON89034 bzw. MON89034 x NK603 mit den jeweiligen isogenen Vergleichssorten. Die Ergebnisse zeigen, dass in transgenem Mais epigenetische Veränderungen auftreten. Zum Beispiel zeigten die Wissenschaftler, dass die DNA-Methylierung von transgenen Sequenzen zwischen einzelnen Gentechnik-Maissorten sowie zwischen den Maissorten mit einem und mehreren Transgenen variiert.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass diese Nachweise zwar kein Sicherheitsproblem als solches darstellen. Sie zeigen aber die Notwendigkeit weiterer Studien, welche die biologische Relevanz und die möglichen Auswirkungen der Veränderungen zu berücksichtigen haben.
Http://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-016-0097-2

Proteomics-Studie: Mais NK603 nicht im Wesentlichen gleichwertig
Auch in einer anderen Studie, bei der moderne molekulare Profiling-Methoden zum Einsatz kamen, konnten signifikante Veränderungen in einem gentechnisch veränderten Maisevent festgestellt werden. Mithilfe neuer Proteomik-Methoden entdeckten Mesnage et al. Ungleichgewichte im Energiestoffwechsel und Veränderungen von Proteinen und Metaboliten, die auf einen erhöhten oxidativen Stress hinweisen, sowie eine Erhöhung der Polyamine. Nach Ansicht der Autoren kann der Mais NK603 daher nicht als im Wesentlichen gleichwertig mit seiner konventionellen Ausgangssorte angesehen werden.
Http://www.nature.com/articles/srep37855

Interessenkonflikte bei Bt-Pflanzenstudien
Wissenschaftler des staatlichen französischen Forschungsinstituts INRA veröffentlichten eine Studie, in der die Effekte von Verflechtungen zwischen Forschung und Gentechnik-Industrie anhand von Publikationen zu Bt-Pflanzen untersucht wurden. Die Autoren fanden heraus, dass enge Verbindungen zwischen Forschern und Industrie bestehen. Bei rund 40 % der Artikel wurden Interessenkonflikte gefunden. Diese führten zu einer um 50 % höheren Häufigkeit von Ergebnissen, die für die Industrie günstig waren.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0167777
Die Ergebnisse passen zu einer Analyse, die Testbiotech im Jahr 2014 veröffentlicht hatte. Am Beispiel des Bt-Mais 1507 zeigte Testbiotech, dass ein großer Teil der Forschung direkt von der Industrie oder von Wissenschaftlern mit engen Verbindungen zu Gentechnik-Firmen dominiert wird.
Https://www.testbiotech.org/node/1030

Neuigkeiten von der EFSA

Stellungnahme der EFSA zu der insektenresistenten und herbizidtoleranten Sojabohne DAS-81419-2
Am 5. Dezember veröffentlichte die EFSA eine Stellungnahme zur Soja DAS-81419-2 von Dow AgroSciences. Die Pflanzen produzieren die Bt-Toxine Cry1F und Cry1Ac, die die Soja resistent gegen bestimmte Schmetterlingsarten-Spezies machen, und das PAT-Protein, das sie tolerant gegenüber Glufosinat macht. Nach Ansicht der EFSA sind die Sojabohnenpflanzen genauso sicher und so nahrhaft wie herkömmliche Sojapflanzen.
http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4642

Stellungnahme der EFSA zum herbizidtoleranten Mais DAS-40278-9
Am 5. Dezember veröffentlichte die EFSA ihre erste Stellungnahme zu einer transgenen Pflanze, die resistent gegenüber dem Herbizid 2,4-D (sowie gegen sogenannte AOPP-Herbizide) gemacht wurde. Obwohl keine toxikologische Studie für diese neuartigen transgenen Pflanzen durchgeführt wurde, kommt die EFSA zu dem Schluss, dass der Mais DAS-40278-9 so sicher und so nahrhaft sei wie sein konventionelles Pendant.
http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4633

EFSA-Bewertung neuer Sequenzinformationen für den Mais DAS-59122-7
Am 5. Dezember veröffentlichte die EFSA eine Bewertung neuer Sequenzinformationen für den Mais DAS-59122-7. Dieses Event wurde 2007 in der EU zugelassen. Der Mais produziert die Bt-Toxine Cry34Ab1 und Cry35Ab1 und ist resistent gegenüber Glufosinat-Herbiziden. Der Antragsteller (Pioneer/DuPont) hatte die EFSA über drei Unterschiede im Vergleich zu den ursprünglich eingereichten Sequenzierungsdaten informiert, die sich unkorrekt erwiesen hatten. Die neuen Sequenzdaten und die durchgeführten bioinformatischen Analysen führen nach Ansicht der EFSA nicht zu einer veränderten Sicherheitsbewertung.
http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4639

Verschiedenes

Industrie: Gentechnisch veränderter Raps ist schwer vom Markt zu entfernen
Laut einer kürzlich veröffentlichten Entscheidung der EU-Kommission hat die Industrie große Probleme, die gentechnisch veränderten Rapslinien Ms1 × Rf1, Ms1 × Rf2 und Topas 19 vom Markt zu entfernen. Die Pflanzen waren in der EU für den Import und zur Verwendung in Lebens- und Futtermitteln zugelassen , wurden aber 2007 vom Markt genommen. In solchen Fällen sieht das EU-Recht eine Übergangszeit vor, in der noch Spuren der jeweiligen Pflanzen toleriert werden. Allerdings ist Bayer CropSciences, der Hersteller der Rapslinien, offenbar immer noch nicht in der Lage, Spuren des Gentechnik-Raps in der Lebensmittelkette zu beseitigen. Laut dem Kommissionsdokument sind in den letzten Jahren immer noch geringe Spuren in den Rapsprodukten festgestellt worden. Die anhaltende Präsenz von Rapsspuren erklärt sich laut Kommission durch die Biologie von Raps, der über längere Zeit keimfähig im Boden überdauern kann, sowie durch landwirtschaftliche Maschinen, die zu einer versehentlichen Verteilung der Samen geführt haben können. Die Übergangszeit für die Rapslinien, die eigentlich bereits im Jahr 2012 beendet sein sollte, wurde daher für weitere drei Jahre bis zum 31. Dezember 2019 verlängert.
https://publications.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/78ad7...

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