Nobelpreisträger auf Irrwegen

Golden Rice-Kampagne sichert sich prominente Unterstützung

30.6.2016 Die Kampagne zur Einführung des Gentechnik-Reis “Golden Rice” hat sich prominente Unterstützung gesichert. Nachdem die Befürworter bereits vor einigen Jahren versucht hatten, sich den Segen des Papstes zu holen, und behauptet hatten, dass Umweltorganisationen schuld am Tod von Millionen Menschen seien, nutzen sie jetzt Nobelpreisträger für ihre Zwecke. Ein Schreiben, in dem die Organisation Greenpeace wegen ihrer Kritik an gentechnisch veränderten Pflanzen an den Pranger gestellt wird, fand über 100 Nobelpreisträger als Unterzeichner. Eine genauere Prüfung der Initiative ergibt allerdings, dass dieser Vorstoß der Wissenschaftler nicht als preiswürdig angesehen werden kann.

Der sogenannte „Golden Rice“ soll Carotine produzieren, die den Reiskörnern eine gelbe Farbe verleihen. Der Reis soll zu Bekämpfung der Vitamin-A-Mangelkrankheit eingesetzt werden, die in verschiedenen Entwicklungsländern ein ernsthaftes Problem darstellt. Das Internationale Reisforschungsinstitut IRRI überprüft derzeit die Eigenschaften des Gentechnik-Reis, der mit Hilfe des Schweizer Konzerns Syngenta schon vor über 10 Jahren entwickelt wurde.

Die Nobelpreisträger stützen sich im Wesentlichen auf Argumente, die schon seit Jahren von der Golden Rice-Kampagne bemüht werden. Auch diese Kampagne hat sich Greenpeace als Feindbild auserkoren. Dabei haben es die Preisträger versäumt, alte Behauptungen auf der Grundlage des Stands der Wissenschaft zu überprüfen: Wie auf der Website von IRRI nachzulesen ist, fehlen zum Beispiel nach wie vor die nötigen Daten, um zu beurteilen, ob der Golden Rice technisch überhaupt geeignet ist, um den Vitamin-A-Mangel zu bekämpfen. Auch die Daten zur Risikoprüfung fehlen.

„Zu erwarten wäre , dass sich die Nobelpreisträger erst nach dem Vorliegen entsprechender Daten äußern - und nicht vorher“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Bedenklich ist auch, dass Gentechnik-Pflanzen als generell unbedenklich und die Technologie als präzise dargestellt wird. Dabei gelten die Methoden, mit denen der Golden Rice hergestellt wurde, inzwischen sogar bei der Industrie als zu ungenau und zu wenig vorhersagbar.“

Nach Ansicht von Testbiotech genügt es nicht, auf bereits vorliegende Studien zu verweisen, in denen behauptet wird, dass gentechnisch veränderte Pflanzen keine Risiken bergen. Vielmehr müsse berücksichtigt werden, dass viele relevante Risiken gar nicht untersucht werden. Erst jüngst hatte Testbiotech in einem Bericht auf große Lücken bei der bestehenden Risikoprüfung hingewiesen.

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