Letzte Ausfahrt vor dem Gentechnik-Zoo?

Bericht zu den Risiken gentechnisch veränderter Tiere für Mensch und Umwelt

11. Januar 2016 / Nach der Marktzulassung eines Gentechnik-Lachses in den USA wollen nun weitere Firmen gentechnisch manipulierte Tiere auf den Markt bringen. Ein Bericht von Testbiotech, der im Auftrag der Grünen im Deutschen Bundestag erstellt wurde, gibt einen Überblick über die geplanten Anwendungen, die Risiken für Mensch und Umwelt sowie die möglichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Zielsetzungen wie eine höhere Leistung der Tiere, die veränderte Zusammensetzung von Kuhmilch oder die Freisetzung von Gentechnik-Insekten werden als äußerst fragwürdig beurteilt. Die Freisetzung und landwirtschaftliche Nutzung von Gentechnik-Tieren würde in jedem Fall zu einer erheblichen Gefährdung von Mensch und Umwelt führen. Der Bericht zeigt, dass sich die Risiken im Detail oft nicht zuverlässig abschätzen lassen.

Die nächste Generation von Gentechnik-Tieren wird insbesondere durch die Anwendung neuer Gentechnik-Verfahren bestimmt, die als Gen-Editing oder Synthetische Gentechnik bezeichnet werden. Unter anderem planen einige Firmen bereits den Einsatz von mehrfach gentechnisch veränderten Tieren.

Getrieben wird die Entwicklung von wirtschaftlichen Interessen. Mit den Gentechnik-Tieren halten Patente Einzug in Kuh- und Schweinestall. An vielen Projekten ist im Hintergrund der englische Konzern Genus beteiligt, der als größter Tierzuchtkonzern weltweit gilt. Genus unterstützt unter anderem die US-Firma Recombinetics, die bereits mehr als ein Dutzend Patente auf gentechnisch veränderte Nutztiere angemeldet hat, unter anderem auf hornlose Rinder oder auf Tiere, die sich nicht mehr fortpflanzen und vom Landwirt nicht mehr zur Zucht verwendet werden können.

Daneben hat auch die US-Firma Intrexon Patente auf Schweine, Rinder und Schafe angemeldet. Zu ihrem Geschäftsfeld gehören u. a. geklonte Bullen, aber auch gentechnisch veränderte Insekten und der in den USA zugelassene Gentechnik-Lachs. Intrexon hat sogar Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen angemeldet.

Testbiotech empfiehlt klare Regelungen und Verbote:

  • Die Politik sollte klarstellen, dass es in der EU auf absehbare Zeit keine Möglichkeit gibt, Zulassungen für gentechnisch veränderte Nutztiere und deren Produkte zu erhalten oder diese freizusetzen.
  • Es müssen national und international klare Regelungen getroffen werden, um die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen, deren Ausbreitung räumlich und zeitlich nicht kontrolliert werden kann, vorsorglich zu untersagen.
  • In Europa dürfen keine Patente auf Nutztiere erteilt werden.

Im Hinblick auf die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP wird es eine der zentralen Herausforderungen für die Politik sein, das Vorsorgeprinzip und die Wahlfreiheit der Verbraucher zu erhalten.

Rückfragen: Christoph Then, Tel 015154638040, info@testbiotech.org

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