Profitablere Fischzucht auf Kosten der Fische
In Japan werden Speisefische vermarktet, deren Erbgut mit der Gen-Schere CRISPR/Cas verändert wurde. Es handelt sich unter anderem um Rote Meerbrassen, bei denen Gene ausgeschaltet wurden, die für die Regulierung des Muskelwachstums zuständig sind. In der Folge zeigen die Tiere ein stärkeres Muskelwachstum, größeren Leibesumfang, eine verkürzte Körperlänge und eine Fehlstellung der Rückenwirbel. Im Vergleich zu ihren normalen Artgenossen nehmen sie schneller zu und scheinen sich weniger zu bewegen.
Daten darüber, wie sich die Genveränderung auf die Lebensdauer und Gesundheit der Tiere insgesamt auswirkt, wurden nicht veröffentlicht. Auch Untersuchungen, ob die Haltung der Fische mit Leid verbunden ist, scheint es nicht zu geben. Zudem bleiben Fragen offen, wie sehr die Nahrungsmittel, die von den Gentechnik-Fischen stammen, in ihrer Zusammensetzung verändert sind und ob dies Auswirkungen auf die KonsumentInnen haben kann.
Auf technischer Ebene zeigt sich, dass der Eingriff in die Gene der Fische keineswegs präzise war: Unter Hunderten von manipulierten Fischen wurden die ausgewählt, die für die weitere Zucht geeignet schienen. Dabei wiesen die Tiere sehr unterschiedliche Mutationen an den Zielgenen auf. Außerdem waren diese Gene oft nur in einigen Organen verändert und nicht in allen Zellen des Körpers.
Aus einer sozioökonomischen Perspektive scheint diese Entwicklung vor allem von kommerziellen Interessen getrieben zu sein: Angeblich können bei der Mast der Tiere, die in speziellen Containern erfolgt, die Kosten für Futtermittel gesenkt werden. Beteiligte WissenschaftlerInnen sind auch in Patentanträge auf die Anwendung der Gen-Schere an Fischen involviert. Eine Firma hat die Vermarktung der Fische über ein Internetportal übernommen.
Die japanischen Behörden gehen davon aus, dass von gentechnisch veränderten Organismen wie Tomaten und Fischen keine spezifischen Risiken ausgehen, solange keine zusätzlichen Gene eingefügt wurden. Bei dieser Einschätzung wird aber übersehen, dass es beim Einsatz der Gen-Schere auch dann zu tiefgreifenden Veränderungen kommen kann, wenn die Funktion natürlicher Gene blockiert wird. Zudem können die gentechnischen Verfahren auch unbeabsichtigte Effekte und Nebenwirkungen verursachen.
Dieses Beispiel zeigt, dass mit der Neuen Gentechnik extreme Eigenschaften erzeugt werden können, die über das hinausgehen, was mit konventioneller Zucht erreicht wird. Ohne verpflichtende Zulassungsprüfung und eine vorausschauende Technik-Folgenabschätzung können zunehmend Produkte von gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren auf den Markt kommen, die nicht eingehend auf ihre Risiken untersucht wurden und ethisch äußerst zweifelhaft sind. So würde einem ‚falschen Fortschritt‘ der Weg bereitet – mit erheblichen Folgen für Mensch, Tier und die Umwelt.
Veröffentlichungsjahr:
2021
Weitere Informationen:
Publikation zur Gentechnik-Meerbrassen
Meldung zur Zulassung der Gentehcnik-Meerbrasse in Japan