Krankhaftes Muskelwachstum

In Japan wurden bereits verschiedene Speisefischarten in den Markt eingeführt, deren Erbgut mit Neuer Gentechnik (NGT) verändert wurde. Ein Beispiel: Bei Roten Meerbrassen wurden Gene ausgeschaltet, die für die Regulierung des Muskelwachstums zuständig sind. In der Folge zeigen die Tiere stärkeres Muskelwachstum, einen größeren Leibesumfang, eine verkürzte Körperlänge und eine Fehlstellung der Rückenwirbel. Im Vergleich zu ihren normalen ArtgenossInnen nehmen sie schneller zu und scheinen sich weniger zu bewegen (Kishimoto et al. 2018).
Ziel der gentechnischen Veränderung ist es, das Schlachtgewicht der Fische zu erhöhen. Dazu wurde bei den Fischen das Gen für die Bildung des Proteins Myostatin blockiert. Dies führt zu übermäßigem Muskelwachstum, was mit erheblichen Folgen für die Tiergesundheit einhergehen kann. Versuche, die Funktion von Myostatin mit Neuer Gentechnik zu blockieren oder zu verändern, wurden bereits an Rindern, Büffeln, Schafen, Ziegen, Schweinen, Kaninchen, Fischen, Geflügel, Pferden und Hunden durchgeführt (Testbiotech 2025). Damit ist das Myostatin-Gen wohl das häufigste Zielgen beim Einsatz von NGT bei Nutztieren. Zumindest aus der Sicht des Tierschutzes ist das kein Fortschritt, sondern eine neue Form der verschärften Ausbeutung.
Daten darüber, wie sich die Genveränderung auf die Lebensdauer und Gesundheit der Tiere insgesamt auswirkt, wurden bislang nicht veröffentlicht. Die Entwicklung ist vor allem von kommerziellen Interessen getrieben: Angeblich können bei der Mast der Tiere, die in speziellen Containern erfolgt, die Kosten für Futtermittel gesenkt werden.
Beteiligte WissenschaftlerInnen sind auch in Patentanträge auf die Anwendung der Gen-Schere an Fischen involviert. Eine Firma hatte die Vermarktung der Fische über ein Internetportal übernommen. Ob die Fische tatsächlich noch im Handel sind, ist unklar.
Dieses Beispiel zeigt, dass mit der Neuen Gentechnik extreme Eigenschaften erzeugt werden können, die über das hinausgehen, was mit konventioneller Zucht erreicht wird. Ohne verpflichtende Zulassungsprüfung und eine vorausschauende Technik-Folgenabschätzung können zunehmend Produkte von gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren auf den Markt kommen, die nicht eingehend auf ihre Risiken untersucht wurden und ethisch äußerst zweifelhaft sind. So würde einem ‚falschen Fortschritt‘ der Weg bereitet – mit erheblichen Folgen für Mensch, Tier und die Umwelt.
Veröffentlichungsjahr:
2021 (Aktualisiert im Oktober 2025)
Weitere Informationen:
Wissenschaftliche Publikation: Kishimoto et al. (2018) Production of a breed of red sea bream Pagrus major with an increase of skeletal muscle mass and reduced body length by genome editing with CRISPR/Cas9.
Testbiotech Publikation 2025: Einsatz der Neuen Gentechnik bei landwirtschaftlich genutzten Wirbeltieren: eine kritische Bewertung
Testbiotech Meldung: Zulassung der Gentechnik-Meerbrasse in Japan