CRISPR-Senf als Salat

Gentechnik macht Senf weniger Scharf

Brauner Senf (Brassica juncea) wird weltweit sowohl als Ölpflanze als auch zur Herstellung von Senf angebaut. Er kann sich in der Umwelt verbreiten und mit verwandten Arten gekreuzt werden. Die Bestäubung erfolgt vor allem durch Insekten. Natürlicherweise bilden die Pflanzen Bitterstoffe, sogenannte Glucosinolate (Senfölglykoside), die einerseits als Abwehrstoffe gegen Schädlinge dienen und gleichzeitig beim Verzehr mit positiven gesundheitlichen Effekten einhergehen.

Die Firma Pairwise hat mit Hilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas in den Stoffwechsel der Glucosinolate eingegriffen und die Genfunktion eines Enzyms lahmgelegt, so dass die Blätter weniger scharf schmecken. Dabei wird aber auch die Konzentration der Stoffe verringert, die gesundheitlich als besonders wertvoll gelten und den Pflanzen als Abwehrstoffe dienen.

Nach der Publikation aus dem Jahr 2022 kam es durch die Verfahren der gentechnischen Veränderung zu unerwarteten Effekten wie Umlagerungen und Neukombination von Gensequenzen.
Die Pflanzen wurden vom US-Landwirtschaftsministerium USDA ohne genaue Sicherheitsprüfung für den Anbau freigegeben. Weder mögliche gesundheitliche Auswirkungen noch Umweltrisiken wurden näher untersucht. Auch Auswirkungen auf den Anbau der Pflanzen wie ein möglicherweise höherer Bedarf an Pestiziden aufgrund der geschwächten Abwehrmechanismen wurden nicht berücksichtigt.

Die Firma Pairwise, die u.a. mit Monsanto (Bayer) kooperiert, hat sich auf die Anwendung von Neuer Gentechnik bei Pflanzen spezialisiert. Sie hat bereits knapp 200 Patente angemeldet und mehrfach die Einführung entsprechender Pflanzen angekündigt. Der Patentantrag auf den Braunen Senf trägt die Nummer WO2021030738.

Dieses Beispiel zeigt, dass der Einsatz der Gen-Schere CRISPR/Cas auch dann tiefgreifende Veränderungen ermöglicht, wenn keine zusätzlichen Gene eingefügt werden. Folglich müssen die Gentechnik-Pflanzen genau untersucht werden, bevor ein Urteil über deren Sicherheit gefällt werden kann. Im vorliegenden Fall zeigt sich auch, wie zweifelhaft die Ziele sind, die mit der Neuen Gentechnik verfolgt werden: Ähnlich wie andere bereits auf den Markt gebrachte NGT-Organismen, wie Tomaten mit angeblich blutdrucksenkender Wirkung oder Soja mit verändertem Ölgehalt, scheint mit der Einführung der entschärften Senfpflanzen kein wirklicher Fortschritt einherzugehen. Im Zweifel sind die Blätter des Gentechnik-Senfs gesundheitlich weniger wertvoll als die von konventionell gezüchtetem Senf. Wie schon bei der alten Gentechnik erwecken die Biotechfirmen den Eindruck, alles auf den Markt bringen zu wollen, was technisch machbar ist und Profite verspricht.

Veröffentlichungsjahr: 
2023

Weitere Informationen: 
Publikation von Pairwise (Karlson et al., 2022)

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