Hornlose Gentechnik-Rinder

Fehler der Gen-Schere erst Jahre später entdeckt...

Der Einsatz von Gen-Scheren ist nicht so einfach, wie oft suggeriert wird. Ein Teil des Problems: Zunächst muss die Gen-Schere erst einmal in die Zelle gelangen, bevor sie aktiviert werden kann. Dafür wird meist zuerst die DNA für die Gen-Schere in die Zelle geschleust – bei Tieren und Pflanzen werden dabei oft zusätzliche Hilfsmittel wie Gene aus Bakterien eingesetzt. Tatsächlich umfassen die Verfahren der Neuen Gentechnik mehrere Stufen, die jeweils mit Risiken einhergehen – unabhängig von den jeweils beabsichtigten Eigenschaften. In der Folge kommt es oft dazu, dass, bedingt durch das Verfahren, ungewollt zusätzliche Gene in das Erbgut von Tieren und Pflanzen eingefügt werden. Die möglichen Folgen sind vielfältig.

Fehler, die beim Einsatz von Gen-Scheren gemacht werden, werden leicht übersehen, wenn man nicht berücksichtigt, wie kompliziert die Verfahren tatsächlich sind. So auch geschehen im Falle von Rindern, die in den Jahren 2015/2016 gentechnisch so verändert wurden, dass ihnen keine Hörner mehr wuchsen. Wie man erst 2019 feststellte, gelangte dabei aber auch das Erbgut von Bakterien, die im Rahmen des Verfahrens eingesetzt wurden, in das Erbgut der Rinder. Man fand dort u.a. vollständige Genkonstrukte, die eine Resistenz gegen Antibiotika vermitteln können.

Glücklicherweise waren diese Tiere noch nicht in der kommerziellen Zucht eingesetzt worden. Ansonsten hätten sich diese unerwünschten Merkmale rasch in den Zuchtbeständen ausbreiten können.

Dieses Beispiel zeigt: Die Unterschiede zwischen den Verfahren der NGT und konventioneller Züchtung sind leicht zu übersehen, können aber schwerwiegende Konsequenzen haben. Werden unbeabsichtigte Veränderungen des Erbgutes übersehen, können sie sich rasch in großen Populationen ausbreiten. Deswegen müssen NGT-Organismen eingehend auf unbeabsichtigte genetische Veränderungen untersucht werden.

 

 

Publication year: 
2020