Erwartungen
In der Tierzucht wird mithilfe der Neuen Gentechnikverfahren (NGTs) auch an der Entwicklung von Nutztieren gearbeitet, die mehr bzw. besseres Fleisch liefern sollen. Dazu werden bei verschiedenen Tierarten Genvarianten des sogenannten Myostatin-Gens (MSTN) ausgeschaltet, das für die Kontrolle des Muskelwachstums verantwortlich ist. Dadurch soll der Fleischansatz erhöht werden. Bekannt sind diese Effekte bereits aus der konventionellen Rinderzucht, wo sie mit höheren Fleischerträgen, aber auch erheblichen Tierschutzproblemen einhergehen. Mit der Neuen Gentechnik soll diese Eigenschaft auch bei Tierarten und Rassen eingeführt werden, bei denen es diese Genvarianten bisher nicht gab. Ein weiterer Ansatz zur Erhöhung der Fleischproduktion stellt das für die Regulation des Hungergefühls zuständige Leptin-Gen dar. Wird dieses Gen mit NGTs blockiert, fressen die Tiere mehr und können dadurch schneller zunehmen. Auf diese Weise soll die Tierhaltung kostengünstiger und die Fleisch- und Fischproduktion effizienter werden.
Realität
Entsprechende Versuche wurden unter anderem an Rindern, Schafen, Schweinen und Fischen, aber auch Hunden durchgeführt.
Im Rahmen der Tierversuche kam es z.B. bei Schweinen zu Totgeburten, Organschäden und Fehlbildungen. In diesem Zusammenhang kann es eine Rolle spielen, dass bei der Anwendung von NGTs bei Schweinen, Schafen und Rindern oft Klonverfahren eingesetzt werden. Diese Verfahren sind dafür bekannt, dass sie häufig zu Fehlern in der Genregulierung führen.
Während sich die meisten Vorhaben bei Säugetieren bisher noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase befinden, werden in Japan bereits Fische mit erhöhtem Muskelwachstum und beschleunigter Gewichtszunahme vermarktet. Sie werfen, wie zu erwarten, auch Tierschutzprobleme auf: Meerbrassen mit defektem MSTN-Gen weisen neben dem stärkeren Muskelwachstum eine verkürzte Körperlänge und eine Fehlstellung der Rückenwirbel auf. Im Vergleich zu unveränderten Fischen nehmen sie schneller zu und scheinen sich weniger zu bewegen. Kugelfische mit blockiertem Leptin-Gen leiden an einer Stoffwechselstörung bzw. Diabetes-ähnlichen Symptomen, weshalb sie schneller zunehmen und schwerer als ihre Artgenossen werden. Keiner dieser NGT-Fische wurde von den Behörden einer eingehenden Risikoprüfung unterzogen. Hier geht der Profit auf Kosten der Tiergesundheit.
Resümee
Mithilfe der Neuen Gentechnik sollen Tiere erzeugt werden, die für die intensive Tierhaltung besonders geeignet sind. Diese NGT-Tiere brauchen aufgrund ihrer veränderten Eigenschaften ggf. weniger Futtermittel und können innerhalb kürzerer Zeiträume geschlachtet werden, wodurch insgesamt mehr Tiere gemästet und mehr Fleisch produziert werden soll. Damit werden Fehlentwicklungen in der Massentierhaltung noch verstärkt, die Belastungen für die Umwelt insgesamt erhöht und zudem erhebliche Tierschutzprobleme in Kauf genommen. Dass diese Produktionsweise auf wenig Kaufinteresse stoßen kann, zeigen die Erfahrungen mit transgenem Lachs, der schneller wachsen soll und u.a. in Kanada vermarktet werden darf. Die Nachfrage nach diesen Gentechnik-Lachsen war so gering, dass das wirtschaftliche Überleben der dahinterstehenden Firma Aquabounty auf der Kippe steht.
Weitere Informationen:
TA Bericht
Gutachten zu Neuer Gentechnik