Vor internationaler Konferenz: Bundesumweltministerin Hendricks ist gegen Einsatz von „Gene-Drives“

Unkontrollierte Ausbreitung von Gentechnik-Organismen ist bereits heute Realität

4. Dezember 2016 / Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks spricht sich gegen die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen aus, die mit einem „Gene-Drive“ ausgestattet sind. „Ich teile Ihre Bedenken, dass ,Gene Drive‘ erhebliche Auswirkungen auf die Ökosysteme haben kann und dass daher insbesondere Vorsicht bei der Forschung und Risikobewertung walten sollte. Eine Freisetzung von Organismen, bei denen ,Gene Drive‘ verwendet wird, halte ich aus ökologischer Sicht zurzeit für nicht vertretbar“, positioniert sich die Ministerin im Vorfeld zur 13. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt, die vom 4. bis 17. Dezember in Mexiko stattfinden wird.

Mit ihrer Stellungnahme reagiert die Ministerin auf ein gemeinsames Schreiben von Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (Abl), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Gen-ethisches Netzwerk, IG Saatgut, Save our Seeds! und Testbiotech.

„Gene-Drives“ verändern nicht nur das Erbgut selbst, sondern auch die Häufigkeit der Vererbung. Das Verfahren basiert auf der Anwendung der „DNA-Schere“ CRISPR-Cas. Die Nuklease wird dabei fest im Erbgut verankert. Dadurch vererbt sich der Mechanismus der gentechnischen Veränderung, sodass alle Nachkommen in Bezug auf die gentechnische Veränderung reinerbig sind. Auf diese Weise verbreitet sich die gentechnische Veränderung wesentlich schneller. Das Verfahren soll eingesetzt werden, um auch natürliche Populationen wie Insekten, Unkräuter oder auch wild lebende Säugetiere gentechnisch zu verändern. Geht dabei allerdings etwas schief, drohen schwerwiegende Schäden an den Ökosystemen. Eine wirksame Kontrolle derartiger Freisetzungen gibt es bislang nicht.

„Wir begrüßen die Stellungnahme von Frau Dr. Hendricks und fordern die Bundesregierung auf, sich für ein ,Gene-Drive‘-Moratorium auf der anstehenden Vertragsstaatenkonferenz starkzumachen. Zudem muss sich die Bundesregierung für wirksame Maßnahmen gegen jegliche unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen einsetzen. Dieses Problem erfordert eine wesentlich größere Aufmerksamkeit und ein energisches Handeln“, sagt Christoph Then für Testbiotech.

In den letzten Jahren wurden bereits mehrere Fälle einer unkontrollierten Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Umwelt dokumentiert: Baumwolle in Mexiko, Raps in Nordamerika, Japan, Australien und der Schweiz sowie Gräser in den USA. Darüber hinaus wurden wiederholt gentechnische Veränderungen in regionalen oder ursprünglichen Sorten gefunden, so zum Beispiel in mexikanischem Mais und in Reis aus China. In dem Brief der Umweltministerin heißt es dazu, dass dieses Thema auf der Konferenz von ihrem Amtskollegen, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung Christian Schmidt, vertreten werde. Die Nichtregierungsorganisationen fordern deswegen ein geschlossenes Auftreten der Bundesregierung mit dem Ziel, wirksame Gegenmaßnahmen auf den Weg zu bringen.

Kontakte:
Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org