Zulassung von gentechnisch verändertem Mais LY038 wegen Risiken gestoppt?

EU-Anmeldung der Konzerne Monsanto und Cargill zurückgezogen

1. Dezember 2009

Die Firma Renessen (ein Joint venture der US-Konzerne Monsanto und Cargill) hat einen Antrag auf EU-Zulassung des gentechnisch veränderten Mais LY038 zurückgezogen. Die Entscheidung erfolgte bereits im April 2009, wurde aber erst jetzt durch verschiedene Meldungen publik. Nach den Dokumenten, die Testbiotech e. V. vorliegen, gab es Sicherheitsbedenken bei der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA). Die EFSA hatte in mehreren Briefen Renessen aufgefordert, weitere Daten bezüglich der Risikobewertung der Pflanze vorzulegen. Der Mais zeigte verschiedene unbeabsichtigte Veränderungen in seiner stofflichen Zusammensetzung.
Die EFSA erwähnt mehrere Punkte, die die Lebensmittelsicherheit des gentechnisch veränderten Maises betreffen. In einem Schreiben vom 24. März 2009 wurde sogar die Wiederholung einer Fütterungsstudie an Ratten verlangt. So weit bekannt, hat die EFSA dies bisher in keinem anderen Fall für nötig befunden. Eine bereits durchgeführte 90-Tage-Fütterungstudie an Ratten hatte signifikante Veränderungen im Blutbild und Urin gezeigt, wies aber erhebliche methodische Mängel auf. Auch verschiedene EU-Mitgliedsländer hatten in ihren Stellungnahmen auf Gesundheitsrisiken aufmerksam gemacht. So äußerte bereits 2005 eine Expertenkommission in Neuseeland Bedenken für den Fall, dass der gentechnisch veränderte Mais auch in Lebensmitteln verarbeitet werden sollte.
Den Rückzugs des Antrags begründet Renessen mit ausschließlich ökonomischen Gründen. Der Mais ist bereits in anderen Ländern wie den USA, Kanada, Australien und Neuseeland zugelassen. Er produziert hohe Konzentrationen einer bestimmten Aminosäure (Lysin), was seine Verwertung als Futtermittel besonders wirtschaftlich machen soll. Damit ist LY038 eine der wenigen gentechnisch veränderten Pflanzen der sogenannten ‚zweiten Generation‘, die   etwa neben einer bestimmten Resistenz   weitere Vorteile bieten sollen. Der Mais galt deswegen als ein wichtiges Produkt für die zukünftigen internationalen Märkte. Gleichwohl haben sich die meisten solcher Produkte bisher nicht durchgesetzt. Es ist unklar, ob der LY038-Mais tatsächlich unverkaufbar ist oder ob auch bei Renessen ernsthafte Zweifel an seiner Qualität und Sicherheit herrschen.
Der Vorgang ist insbesondere im Hinblick auf die derzeitigen Debatten um das richtige Konzept für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen interessant. In den meisten Fällen verlangte die EFSA bisher keine Fütterungsstudien mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Behörde geht davon aus, dass diese im wesentlichen als ebenso sicher anzusehen sind wie Pflanzen aus konventioneller Zucht.
Durch den Rückzug der beteiligten Konzerne wurde es der EFSA jetzt unmöglich gemacht, den Mais LY038 näher zu untersuchen, alle Unterlagen wurden zurückgerufen. Möglicherweise sollen so weitere Debatten um die Sicherheit des Produktes verhindert werden.
Die Expertengruppe Testbiotech e. V. beobachtet kontiniuierlich die Entscheidungen der EFSA zu gentechnisch veränderten Pflanzen und gibt dazu einen EFSA GMO Watch newsletter heraus, der auf der Homepage www.testbiotech.org abbonnierbar ist.

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