Am 8. Juni gab die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA die Neubesetzung mehrerer ihrer Expertengremien für den Zeitraum bis 2018 bekannt. Bei einem der turnusmäßig neu besetzten Fachgremien handelt es sich um das Panel für gentechnisch veränderte Organismen (GVO-Panel), das in den vergangenen Jahren aufgrund von Verbindungen zahlreicher Experten zu industrienahen Organisationen wie dem International Life Sciences Institute mehrfach in der öffentlichen Kritik stand.
Daher überrascht es, dass zahlreiche ehemalige Mitglieder des GVO-Panels nach zum Teil langjähriger Pause erneut in das Gremium berufen wurden. Bei diesen Experten handelt es sich zum Teil um Personen, die zum industrielastigen Ruf des Gremiums beigetragen haben, unter anderem:
- Jeremy Sweet, der in verschiedenen industrienahen Organisationen aktiv ist, darunter die „International Society for Biosafety Research“, die dem industriefinanzierten Thinktank International Life Sciences Institute (ILSI) nahesteht;
- Howard Davies , der in der Vergangenheit an ILSI-Publikationen beteiligt war;
- Jean-Michel Wal, der ebenfalls für ILSI tätig war.
Neu in das Panel berufen wurde unter anderem die belgische Wissenschaftlerin Adinda De Schrijver, die mehrere ILSI-Publikationen mitverfasst hat. Auch andere neu berufene Experten sind nicht frei von Interessenkonflikten: so ist der französische Experte Fabien Nogue an einem Patent auf gentechnisch veränderte Pflanzen beteiligt.
Die Richtlinien zur Wahrung der Unabhängigkeit der EFSA sehen eine Überprüfung aktueller Verbindungen zu industrienahen Vereinigungen wie ILSI vor. Ist die Zusammenarbeit mit ILSI offiziell beendet, können auch Experten, die jahrelang eng mit ILSI kooperiert haben, in das Panel aufgenommen werden. ILSI wird von Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie und Agrochemie finanziert, auch Gentechnikfirmen finden sich unter den Geldgebern.
Zusammenfassend wird mit der Neubesetzung nach einer ersten Anylse kein Schritt in Richtung einer Stärkung industrieunabhängiger Expertise im GVO-Panel der EFSA erreicht. Dagegen weisen die Daten darauf hin, dass die EFSA nach wie vor nicht bereit ist, Interessenkonflikten in ihren Expertengremien wirkungsvoll zu begegnen.