Testbiotech warnt in einer aktuellen Untersuchung vor einer zunehmenden Belastung der Nahrungsmittelproduktion mit Giftstoffen, die in gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten sind. Besondere Sorge gilt dabei den Rückständen von Unkrautvernichtungsmitteln und Insektengiften. Obwohl die Rückstandsbelastung steigt und möglicherweise auch die Gesundheit der Menschen gefährdet ist, gibt es kaum Kontrollen und keine ausreichende Risikoprüfung. Der Bericht wurde von Testbiotech im Auftrag der Grünen Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken erstellt.
„Der Anbau und die Verwertung gentechnisch veränderter Pflanzen führt zu einer nie dagewesenen großflächigen und dauerhaften Belastung der Umwelt mit bestimmten Herbiziden und Insektiziden. Diese Stoffe und deren Zusätze sowie deren Abbauprodukte sind zu einem festen Bestandteil der Nahrungskette geworden. Fahrlässigkeiten oder Fehleinschätzungen bei der Bewertung der Risiken können verheerende Folgen haben,“ warnt Christoph Then von Testbiotech.
Bei bestimmten Spritzmittelmischungen wie Roundup, die Glyphosat enthalten und die auch bei gentechnisch veränderter Soja zum Einsatz kommen, sind die zuständigen deutschen Behörden aus Sorge vor möglichen gesundheitlichen Schäden bereits aktiv geworden. Den Spritzmitteln werden sogenannte POE-Tallowamine beigemischt, die die Wirkung des Unkrautvernichtungsmittels verstärken sollen. Diese haben sich als äußerst giftig erwiesen. Nach Auffassung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL, könnte dieses Gift über die Futtermittel und tierische Produkte bis zum Verbraucher gelangen. Deswegen dürfen deutsche Landwirte seit 2010 bestimmte Spritzmittel beim Anbau von Futtermittelpflanzen nicht mehr verwenden. Maßnahmen wie verschärfte Kontrollen gegenüber Importen von gentechnisch veränderter Roundup-Ready-Soja, die regelmäßig mit Rückständen belastet ist, wurden allerdings nicht ergriffen.
„Die Futtermittel in heimischen Viehtrögen stehen unter Verdacht, Mensch, Tier und Umwelt massiv zu schaden. Der Bericht zeigt erhebliche Risiken beim Einsatz von Gen-Pflanzen und vor allem der Soja-Importfuttermittel. Wir fordern die Bundesregierung und Ministerin Aigner auf, angesichts der alarmierenden Hinweise auf Gesundheits- und Umweltrisiken und angesichts der Gefahr eines erneuten Futtermittelskandals umgehend die mögliche Giftigkeit der Rückstände und deren Abbauprodukte zu untersuchen. Die Konsequenz, den Import von Gensojafuttermittel zu verbieten, muss im Fall anhaltender Gefährdung durch Rückstände gezogen werden,“ fordert Ulrike Höfken.
Derzeit gibt es mehrere Anträge für gentechnisch veränderte Pflanzen, die in den nächsten Monaten in der EU als Futter- und Lebensmittel zugelassen werden sollen. Auf der Zulassungsliste steht auch ein von den Firmen Monsanto und Dow AgroSciences produzierter Mais, der sechs verschiedene Insektengifte produziert. Auch eine Verlängerung der Zulassung der gentechnisch veränderten Soja der US-Firma Monsanto ist zu erwarten. Im März 2011 hatte der EU-Ministerrat über einen gentechnisch veränderten Mais abgestimmt, der drei Insektengifte produziert und zugleich gegenüber Roundup resistent ist. Es wird erwartet, dass die EU-Kommission jetzt seine Marktzulassung bewilligt.
Das Bayerische Fernsehen berichtet heute in „Unser Land“ (19 Uhr) über Risiken des Spritzmittels Glyphosat.
Weitere aktuelle Berichte zum Thema Glyphosat und gentechnisch veränderte Soja:
Mertens, M., Glyphosat und Agrogentechnik,
http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/gentechnik/studien/nabu-glyphosat-agrogentechnik_fin.pdf
Antoniou, M., Brack, P., Carrasco, A., Fagan, J., Habib, M., Kageyama, P., Leifert, C., Nodari, R. O., Pen-
gue W. (2010) GM Soy: Sustainable? Responsible?
www.gmwatch.eu/?option=com_content&view=article&id=12479