Transgene Zierfische in Brasilien außer Kontrolle

Wissenschaftler sorgen sich um ökologisches Gleichgewicht

15. Februar 2022 / Eine aktuelle Studie aus Brasilien zeigt, dass in Brasilien gentechnisch veränderte fluoreszierende Zierfische (Zebrafische, Dania rerio) in großer Zahl aus Zuchtanlagen entkommen sind und sich in regionalen Flusssystemen ausgebreitet haben. Die transgenen Fische werden unter dem Handelsnamen GloFish in verschiedenen Ländern als Zierfische für Aquarien verkauft. Die Publikation wurde im Fachjournal Studies on Neotropical Fauna and Environment veröffentlicht und unter anderem in der aktuellen Ausgabe von Science aufgegriffen.

Der Studie zufolge wurden die rot oder grün fluoreszierenden transgenen Fische, die genetisches Material aus Korallen bzw. Quallen enthalten, erstmals vor einigen Jahren in einem Flusssystem im Süden Brasiliens gesichtet, an dem sich zahlreiche Fischzuchtanlagen befinden. Die Autoren untersuchten in der Folgezeit unter anderem Ernährung und Fortpflanzung der Gentechnik-Fische an verschiedenen Stellen der Region. Den Forschern zufolge handelt es sich um die erste Studie weltweit, in der das Verhalten von transgenen Fischen in einem realen Ökosystem analysiert wird.

Die Autoren konnten dabei unter anderem zeigen, dass die Fische invasive und für das örtliche Ökosystem potenziell schädliche Eigenschaften aufweisen. So werden sie unter anderem früh geschlechtsreif, ernähren sich vor allem von Wasserinsekten und haben in den Gewässern, in denen sie bislang auftreten, keine natürlichen Feinde. Allerdings ist es auf Grundlage der erhobenen Daten nicht möglich, Aussagen über weiterreichende Effekte der gentechnisch veränderten Fische auf das gesamte Ökosystem zu treffen.

Dennoch zeigen sich die Wissenschaftler besorgt über den unbedachten Umgang mit den gentechnisch veränderten Fischen in Brasilien und mahnen unter anderem strenge Kontrollen und weitere Daten für eine umfassende Risikobewertung an.

Testbiotech hat in verschiedenen Publikationen aufgezeigt, dass gentechnisch veränderte Organismen (GVO), die in der Umwelt persistieren und/oder sich ausbreiten können, besondere Herausforderungen für die Risikobewertung darstellen und fordert in diesem Zusammenhang die Einführung von Cut-Off-Kriterien in Zulassungsverfahren: Wenn eine „räumlich-zeitliche Beherrschbarkeit“ eines GVO nicht gewährleistet werden kann, soll demnach ein automatischer Stopp von Zulassungsverfahren möglich sein.

Kontakt:
Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.de

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