Neue Daten über Auskreuzung von Transgenen
In einem Beitrag zur Bayer-Hauptversammlung fordert Testbiotech, den Anbau von Gentechnik-Mais MON810 in der EU zu beenden. Der transgene Mais produziert ein insektengiftiges Protein. Jüngster Anlass ist eine Veröffentlichung von Versuchsergebnissen aus Spanien. Demnach kreuzte sich der transgene Mais dort mit Teosinte, einer verwandten, wilden Pflanzenart. Die Nachkommen dieser Pflanzen produzieren ebenfalls das Insektengift und zeigen Anzeichen für eine erhöhte Invasivität.
Die Versuche wurden von der staatlichen Forschungseinrichtung INIA-CSIC (Centro Nacional Instituto de Investigación y Tecnología Agraria y Alimentaria) in Spanien durchgeführt. Die WissenschaftlerInnen zeigten unter Freilandbedingungen, dass sich der Gentechnik-Mais mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit Teosinte kreuzt. Dabei wird auch das Transgen für das Insektengift auf die Wildpflanzen übertragen. Die hybriden Nachkommen weisen im Vergleich zu Teosinte einen höheren Wuchs und eine verfrühte Blüte auf, was die Chancen für deren Ausbreitung erhöhen kann.
„Wenn der Anbau von MON810 in Spanien nicht gestoppt wird, droht die Entstehung von Populationen insektengiftiger, transgener und hybrider Wildpflanzen mit einer erhöhten Tendenz zur Ausbreitung. Der Bayer-Konzern muss den Anbau des Gentechnik-Maises deswegen jetzt beenden“, stellt Christoph Then von Testbiotech in seinem Beitrag für die Jahreshauptversammlung von Bayer fest.
Das Auftreten von Teosinte wurde in Spanien zum ersten Mal 2014 beobachtet. Sie gilt als Urform des Maises und stammt ursprünglich aus Mexiko. Ihre Ausbreitung in Spanien führt zu Ernteverlusten, die dort unerwünschten Pflanzen werden oft erst zum Zeitpunkt der Ernte auf dem Acker erkannt. Schon 2016 hatte Testbiotech die EU-Kommission aufgefordert, den Anbau von Gentechnik-Mais in den betroffenen Regionen zu stoppen, um eine unkontrollierte Ausbreitung der der Transgene zu verhindern.
Es gibt weitere Gründe dafür, den Anbau von MON810 zu beenden: Jüngst zeigte sich die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA darüber besorgt, dass es in Spanien Anzeichen für Resistenzbildung bei den Insekten (Maiszünsler) gibt, die mit dem Gentechnik-Mais bekämpft werden sollen. Die EU-Anbauzulassung für den Mais war schon 2008 ausgelaufen. Seitdem kann der Mais nur deswegen weiter angebaut werden, weil die EU-Kommission eine vorläufige Verlängerung erteilt hat. Während eine Anbauzulassung aber immer nur für 10 Jahre erteilt werden kann, gilt diese vorläufige Verlängerung jetzt schon rund 17 Jahre. Nach Ansicht von Testbiotech zeigt sich darin ein Versagen der EU-Kommission, die für die entsprechenden Genehmigungsverfahren zuständig ist.
In den letzten Jahren ist der Anbau des Gentechnik-Maises in Spanien stark zurückgegangen. Wurden 2014 in Spanien noch rund 140.000 Hektar angebaut, sind es mittlerweile weniger als 50.000 Hektar. Außer in Spanien ist der Mais auch in Portugal im Anbau, allerdings auf wesentlich kleinerer Fläche und ebenfalls mit deutlich sinkender Tendenz. In Deutschland ist der Anbau von MON810 seit rund 15 Jahren verboten.
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Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040
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