Synthetische Gentechnik: Ganzes Chromosom der Hefe synthetisiert

Neue Möglichkeiten für radikale Eingriffe in das Erbgut

28. März 2014 Wissenschaftlern in den USA ist es gelungen, ein ganzes Chromosom der Hefe künstlich im Labor zu synthetisieren. Dabei wurden auch Änderungen im Erbgut vorgenommen und Genabschnitte entfernt, die nach Ansicht der Wissenschaftler für das Überleben der Hefen nicht absolut notwendig sind. Die Hefen mit dem neuen Chromsom sollen sich im Labor ähnlich verhalten wie natürliche Hefen (Annaluru et al., 2014). Die Publikation wirft ein neues Licht auf die Möglichkeiten der Synthetische Biologie: Die Bemühungen, völlig neue Lebensformen zu erschaffen, wurden bisher nicht von durchschlagenden Erfolgen gekrönt. Gleichzeitig gibt es aber neue Möglichkeiten, um per synthetischer Gentechnik das Erbgut bestehender Lebensformen im Labor nachzubauen und auch radikal zu verändern. Dies führt zu neuen Fragen bezüglich ethischer Konsequenzen, sozialer Auswirkungen und Risiken für Mensch und Umwelt.
Die synthetische Gentechnik bedient sich dabei neuer Methoden wie der Herstellung von DNA, die am Computer designed wurde und sogenannten Gen-Scheren, mit denen neues, synthetisches Erbgut an jeder beliebigen Stelle im Erbgut eingebaut werden kann. Zudem werden Methoden eingesetzt, das Erbgut direkt in den Zellen „umzuschreiben“. Nach Ansicht des bekannten Biologen Georg Church erlauben es die neuen Technologien, große Teile des Erbguts umzuschreiben – auch beim Menschen (Church & Regis, 2012):
„Dieselbe Technologie könnte zur Herstellung eines Neandertalers verwendet werden, man würde mit dem Genom einer menschlichen Stammzelle und dieses Stück für Stück in das Genom eines Neandertalers umbauen (…). Wenn die Gesellschaft sich mit dem Klonen anfreundet und den Wert wahrer menschlicher Vielfalt erkennt, könnte die ganze Neandertaler-Kreatur mit Hilfe einer Schimpansen-Leihmutter oder mit Hilfe einer extrem mutigen menschlichen Frau geklont werden.“

Einige der bereits existierenden Anwendungen der synthetischen Gentechnik sind:

  • Schimpansen und andere Säugetiere mit dem Erbgut von Insekten der Firma Intrexon.
  • Olivenfliegen, der Firma Oxitec, die Killergene in sich tragen und die sich in den natürlichen Populationen verbreiten sollen.
  • Pflanzen des Monsanto-Konzerns, die neue synthetische Insektengifte produzieren.

Einige Beispiele für Probleme, die nach Ansicht von Testbiotech in Zukunft gesetzlich erfasst werden müssen:

  • Zum Schutz der biologischen Vielfalt müssen alle Freisetzungen und Anwendungen verboten werden, die zu einer unkontrollierten Ausbreitung der neuen Organismen in der Umwelt führen können;
  • für den Schutz der genetischen Integrität von Lebewesen, insbesondere von Pflanzen, Tieren und Menschen müssen neue Kriterien und gesetzliche Regelungen entwickelt werden;
  • der Zugang zu genetischen Daten und zu Technologien, die dazu verwendet werden können, gefährliche Krankheitserreger herzustellen, sollte reguliert werden.

Kontakt:

Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 015154638040

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