Nobelpreisträger als unfreiwillige Werbeträger für Gentechnik-Firma?

Der Initiator einer Unterschriftenaktion für den Anbau von Gentechnik-Reis ist leitender Mitarbeiter einer Firma, die an der Herstellung gentechnisch veränderter Pflanzen verdient

7. November 2016

7. November 2016 / Im Juni 2016 unterzeichneten mehr als 100 Nobelpreisträger einen Aufruf für den Anbau des sogenannten Golden Rice. Die Initiative, die sich vor allem gegen die Kritiker des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen richtet, wurde von Sir Richard Roberts angestoßen, der 1993 den Nobelpreis für Medizin erhalten hat. Roberts arbeitet seit vielen Jahren für die Firma New England Biolabs und ist dort als wissenschaftlicher Leiter tätig. Zu den Kunden dieser Firma gehören Konzerne wie Monsanto, Syngenta und Dow AgroSciences. New England Biolabs beliefert diese Gentechnik-Konzerne mit technischen Hilfsmitteln, die diese benötigen, um Pflanzen gentechnisch zu verändern, und verdient somit bei der Herstellung gentechnisch veränderter Pflanzen mit.

Diese finanziellen Interessen der Firma New England Biolabs dürften den meisten Unterzeichnern des Aufrufs nicht bekannt gewesen sein. Sie gingen vermutlich davon aus, einen Aufruf zu unterzeichnen, der ausschließlich von humanitärem Engagement geleitet ist. Die Verbindung zwischen New England Biolabs und den Herstellern gentechnisch veränderter Pflanzen zeigte sich jetzt bei einer Patentrecherche von Testbiotech, die durch die Nachfrage von Journalisten angestoßen wurde. Offensichtlich sind die großen Konzerne gute Kunden von New England Biolabs: Die Produkte dieser Firma werden in Dutzenden von Patentanmeldungen als technische Hilfsmittel zur gentechnischen Veränderung der Pflanzen erwähnt.

Der sogenannte Golden Rice wird seit Jahren heftig beworben. Er soll Carotine produzieren, die den Reiskörnern eine gelbe Farbe verleihen. Diese Carotine sollen zur Bekämpfung der Vitamin-A-Mangelkrankheit beitragen, die in verschiedenen Entwicklungsländern ein ernsthaftes Problem darstellt. Bisher fehlen allerdings immer noch die nötigen Daten, um zu beurteilen, ob der Golden Rice überhaupt technisch geeignet ist, den Vitamin-A-Mangel zu bekämpfen, und auch zur Risikoprüfung liegen bislang keine ausreichenden Daten vor. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Nobelpreisträger unterzeichneten und bis zum heutigen Tag sind diese entscheidenden Daten nicht verfügbar.

Testbiotech hatte die Aktion der Nobelpreisträger schon unmittelbar nach ihrem Start kritisiert und erklärt, die Nobelpreisträger folgten im Wesentlichen den Argumenten, die schon seit Jahren von einigen radikalen Befürwortern bemüht werden. Dabei haben es die hochkarätigen Wissenschaftler jedoch versäumt, diese Behauptungen zu überprüfen. Schon 2014 hatte Testbiotech in einem Bericht auf die moralischen Widersprüche der Golden Rice-Kampagne hingewiesen.

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