Das Thema Gentechnik hat in der Sommerzeit eine kleine Zwischenkonjunktur bei verschiedenen Medien. In der Süddeutschen Zeitung (SZ) werden gentechnisch veränderte Fliegen zum Hoffnungsträger, ein Wissenschaftsjournalist interessiert sich für die Finanzierung von Testbiotech, die tageszeitung (taz) druckt ein Zitat, das nicht freigegeben wurde und SPIEGEL ONLINE entdeckt das Thema mit neuer Dringlichkeit.
Der SPIEGEL-ONLINE-Autor Fichtner gibt in seiner Kolumne „Technologische Tabubrüche: Gott spielen mit der Genschere“ einen Einblick in ein Buch, das zeigt, wie Gentechnik und Biotechnologien künftig unser Leben bestimmen werden. Er warnt: „Aus Angst und Bequemlichkeit tut die Gesellschaft trotzdem mehrheitlich so, als hätte das alles mit uns nichts weiter zu tun. Die Themen dümpeln in Fachreferaten und Expertenzirkeln vor sich hin. (…) Die Gesellschaft muss sich einlassen auf die Zukunft, auch wenn sie komplex und ungemütlich wirkt. Es geht darum, sich kollektiv sehr schnell sehr schlau zu machen über alles, was sich da tut. Sonst kommt das Neue nämlich nicht als Chance, sondern wie ein Schicksal über uns, inklusive aller unerwünschten Nebenwirkungen.“
Als sich im Juli ein Wissenschaftsjournalist von Science Notes für einen Vortrag von Testbiotech interessierte, wäre das so eine Gelegenheit gewesen, ein wenig Aufklärung über kontroverse Themen zu betreiben und diese aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Stattdessen schien das Interesse (wieder einmal) primär darin zu bestehen, kritisch über die KritikerInnen zu berichten. Der mediale Tenor der letzten Jahre: Wer sich kritisch mit dem Thema Gentechnik befasst, ist ‚fortschrittsfeindlich‘ und sollte keine Fördermittel erhalten. Auf den Artikel in Science Notes muss man wohl also nicht wirklich gespannt sein.
Die taz hat die Inhalte einer Meldung von Testbiotech aufgegriffen: Sie berichtete über die erste EU-Zulassung einer Pflanze aus Neuer Gentechnik und druckte dazu ein irreführendes und nicht freigegebenes Zitat von Christoph Then, dem Geschäftsführer von Testbiotech. Vor allem aber gab sie Beat Keller von der ETH Zürich eine Bühne, seine Botschaft zu verkünden: Seiner Ansicht nach gebe es in der Wissenschaft „einen Konsens, dass transgene Pflanzen keine größeren Risiken als natürlich gezüchtete Pflanzen haben“. Der Inhalt des Artikels zeigt, dass diese Behauptung wissenschaftlich absurd ist: Es geht um transgene Pflanzen, die ganz offensichtlich Risiken aufweisen, die vor einer Zulassung geprüft werden müssen. Dass Beat Keller an diversen Patentanmeldungen auf Pflanzen mit und ohne Neue Gentechnik beteiligt ist, und somit Interessen an der Vermarktung entsprechender Pflanzen hat, bleibt unerwähnt.
Ein interessantes Thema griff die Süddeutsche Zeitung auf: die gentechnische Veränderung von Soldatenfliegen. Deren Larven sollen in Zukunft so aufgerüstet werden, dass sie Abfallstoffe verwerten und in brauchbare Rohstoffe verwandeln können. Es ist zu begrüßen, dass die SZ über solche Entwicklungen berichtet, auch wenn aus der Sicht des Schutzes von Mensch und Umwelt noch weitere Informationen wünschenswert gewesen wären.
Bleibt zu hoffen, dass diese Beiträge tatsächlich das Interesse am Thema und seinen vielen Facetten wecken. Denn darum geht es: Wir müssen uns über die nahe Zukunft informieren, auch wenn sie komplex und ungemütlich wirkt.
Kontakt:
Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040
Weiterführende Informationen: