Der Tierzuchtkonzern Genus hat in den USA die Erlaubnis zur Vermarktung von Schweinen erhalten, die mit Neuer Gentechnik (NGT) gegen Viren resistent gemacht wurden. Die NGT-Schweine sollen gegen ein RNA-Virus (PRRSV) resistent sein, welches das ‚Reproduktions- und Atemwegssyndrom‘ auslöst und insbesondere für große Ferkelmastbetriebe ein Problem ist. Die Firma Genus und ihre Kooperationspartner haben auf die Schweine mehrere Patente angemeldet, eines davon wurde letztes Jahr auch in Europa erteilt (EP3331355).
Das PRRS-Virus verursacht in der Schweinemast erhebliche Probleme. Es nutzt einen bestimmten Rezeptor (CD163) an Immunzellen als Eintrittspforte. Die CRISPR-Schweine sind gentechnisch so verändert, dass die Immunzellen die dafür notwendigen Eiweißstoffe nicht mehr produzieren.
Bereits jetzt gilt Genus als einer der größten Tierzucht-Konzerne. Mit den neuen patentierten, virusresistenten Schweinen könnte er seine Dominanz ausbauen. Damit droht eine Situation, ähnlich wie im Markt für transgene Pflanzen, welcher vom US-Konzern Monsanto über lange Zeit dominiert wurde. Bis heute konnten sich nur wenige große Konzerne auf den internationalen Märkten für transgenes Saatgut behaupten.
Mit einer massenhaften Einführung vieler derartiger NGT-Tiere steigt zudem das Risiko für eine Anpassung der Viren. Auch dieses Szenario erinnert an Erfahrungen aus dem Bereich transgener Pflanzen und den ‚Monsanto-Effekt‘: Durch den großflächigen Anbau der Gentechnik-Pflanzen bildeten sich Resistenzen – z.B. gegen Herbizide wie Glyphosat.
Ob das Problem mit den PRRS-Viren durch die Gentechnik-Schweine wirklich gelöst werden kann, ist unsicher: Es wird auch über Infektionswege berichtet, an denen der Rezeptor CD163 nicht beteiligt ist. So könnten sich auch die Gentechnik-Schweine weiterhin infizieren. Zudem gelten diese RNA-Viren als extrem wandlungsfähig. Bisherige Versuche, die PRRSV-Infektionen per Impfung zu stoppen, führten zur Entstehung neuer Virusvarianten, die sogar Teile der Impfstoffe in ihr Erbgut übernommen hatten und noch virulenter wurden. Abzuwarten bleibt auch, wie die Gentechnik-Schweine auf andere Krankheitserreger reagieren und ob ungewollte Nebenwirkungen auftreten, die durch die gentechnischen Verfahren bedingt sind.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen über NGT-Tiere hat Testbiotech jüngst einen Bericht veröffentlicht, in dem auch die Problematik der Patente angesprochen wird.
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Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040
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