Gentechnik-Pflanzen in vielen Ländern außer Kontrolle

Kontamination der biologischen Vielfalt ein Problem für kommende Generationen

12. November 2013

Heute veröffentlicht Testbiotech die erste globale Übersicht der unkontrollierten Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen wie Mais, Reis, Baumwolle, Raps, Straußgras und Pappeln. Betroffen sind die Länder und Regionen USA und Kanada, Mittelamerika, Japan, China, Australien und Europa. In vielen Regionen ist den Pflanzen der Sprung vom Acker in die Umwelt bereits gelungen. In einigen Fällen finden sich die künstlichen DNA-Konstrukte auch in Populationen wild wachsender Arten. Anlass der Veröffentlichung ist eine Konferenz über die Koexistenz mit gentechnisch veränderten Pflanzen (GMCC), die heute in Lissabon beginnt. An der Konferenz, die unter anderem von Monsanto gesponsert wird, nimmt auch EU-Kommissar Tonio Borg teil, der für Marktzulassungen dieser Pflanzen verantwortlich ist.

„Koexistenz zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen und der biologischen Vielfalt ist nicht möglich, wenn sich Transgene unkontrolliert in wilden Populationen ausbreiten können. Die Gentechnikindustrie kontaminiert die Biodiversität und das Saatgut der Zukunft – wer wird sie dafür verantwortlich machen?“, fragt Margarida Silva von der Plattform für gentechnikfreie Landwirtschaft in Portugal.
Die Ursachen für die Ausbreitung der Transgene sind vielfältig: Neben kommerziellem Anbau und experimenteller Freisetzung gibt es auch Fälle, bei denen der Import keimfähiger Körner zur Lebensmittelproduktion den Ausgangspunkt bildete. Die Folgen der unkontrollierten Ausbreitung können nicht vorhergesagt werden: Aus den dokumentierten Fällen wird evident, dass keine verlässlichen Prognosen darüber möglich sind, wie sich diese Pflanzen langfristig in der Umwelt verhalten und welche Auswirkungen das auf die biologische Vielfalt haben wird.

„EU-Kommissar Tonio Borg, der sich gegenwärtig für die Neuzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen in der EU einsetzt, sollte sich die globalen Auswirkungen dieser Technologie bewusst machen“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Wir brauchen klare Bestimmungen, nach denen die Freisetzung gentechnisch veränderten Organismen verboten ist, wenn sie nicht mehr aus der Umwelt zurückgeholt werden können.“

Wie ein jüngst von Testbiotech veröffentlichtes Rechtsgutachten zeigt, fehlen weltweit entsprechende Regelungen. Zwar kann das Vorsorgeprinzip, wie es in der EU verankert ist, nur zur Anwendung kommen, wenn gentechnisch veränderte Organismen im Notfall wieder aus der Umwelt entfernt werden können. Aber sogar in der EU fehlen klare Bestimmungen, wie dieses Prinzip in der Praxis umgesetzt werden soll.

Der Bericht von Testbiotech „Transgene Escape – Atlas der unkontrollierten Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen“ wurde mithilfe der Gregor Louisoder Umweltstiftung, München, realisiert.

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