Fördert Gentechnik-Papaya die beschleunigte Verbreitung von Pflanzenviren?

Transgene Bäume breiten sich jenseits der Plantagen aus

8. Oktober 2024

Einer neuen Publikation aus China zufolge breiten sich transgene Papayabäume zunehmend jenseits der Plantagen aus, unter anderem auch auf der Insel Hainan. Die Bäume waren ursprünglich resistent gegen ein Virus (Papaya Ringspot Virus, PRSV), das im Anbau erhebliche Probleme bereitet. Doch schon seit einigen Jahren nimmt diese Resistenz ab, während sich ein weiteres, dem PRSV sehr ähnliches Virus ausbreitet.

Transgene Papayabäume wurden erstmals 1998 auf Hawaii zugelassen, in China entwickelte Varianten sind dort seit 2006 im Anbau. Die Bäume wurden gegen PRSV resistent gemacht, indem Teile der Viren-DNA in ihr Erbgut integriert wurde. Bisher galten derartige Gentechnik-Papayabäume als sehr erfolgreich bei der Bekämpfung des PRSV.

Nun wurde bereits mehrfach beobachtet, dass sich die transgenen Bäume auch außerhalb der Anbauflächen finden. Die Verbreitung erfolgt unter anderem über die Kerne der Früchte. Auf der chinesischen Insel Hainan wurden jetzt erstmals diese verwilderten Bäume genauer untersucht. Ein Grund dafür: In der Region bereitet ein anderes, dem PRSV sehr ähnliches Virus, das Papaya Leaf Distortion Mosaic Virus (PLDMV), zunehmend Probleme. Das PLDMV kommt auch in anderen Anbauregionen von Papaya vor und breitet sich seit einigen Jahren auf Hainan sehr rasch aus.

Der neuen Publikation zufolge fanden sich in über der Hälfte der Proben, die von den verwilderten Bäumen stammten, die Transgene. Dennoch waren viele der Gentechnik-Bäume mit dem PRSV befallen, zum Teil sogar in Kombination mit dem PLDMV.

Nach Ansicht von Testbiotech folgt daraus, dass die verwilderten transgenen Papayapflanzen gleichzeitig als Reservoir für Transgene und Viren fungieren. Dies kann die Entstehung neuer Virusvarianten fördern. Dabei könnten auch Rekombinationen zwischen den nah verwandten Viren auftreten.

Die chinesischen WissenschaftlerInnen fanden heraus, dass sich die Evolution der Viren in Hainan von der Entwicklung in anderen Regionen wie Japan oder Taiwan unterscheidet: PRSV und PLDMV weisen eine hohe genetische Diversität auf. Zudem zeigt das PLDMV Anzeichen für eine beschleunigte Anpassung, die dazu führen könnte, dass sich dieses Virus schneller ausbreitet.

Diese Entwicklung könnte durch die teilweise Abgeschiedenheit der chinesischen Insel gefördert werden. Auch könnte es eine Rolle spielen, dass in den transgenen Bäumen in China andere Genabschnitte des Virus verwendet wurden als beispielsweise auf Hawaii. Doch das Problem ist damit keineswegs auf Hainan begrenzt. Die dort auftretenden Virusvarianten treten zum Teil auch auf dem Festland auf, die möglichen Verbreitungswege reichen bis nach Thailand.

Um die tatsächlichen Ursachen für das Problem und seine mögliche Eindämmung zu erforschen, sind nach Ansicht der chinesischen ForscherInnen weitere Untersuchungen notwendig.

Kontakt:

Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040

Weiterführende Informationen:

Aktuelle Publikation aus China

Frühere Publikation aus China

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