EU-Parlament stimmt gegen weitere Importzulassungen von Gentechnik-Pflanzen

Bedenken wegen Umweltfolgen für Anbauländer und ungeklärter Gesundheitsrisiken

26. November 2024

Das Europäische Parlament hat heute in acht Resolutionen gegen weitere Importanträge für transgene Mais- und Baumwollpflanzen gestimmt. Die meisten dieser Pflanzen sind herbizidresistent und produzieren Insektizide, die vor dem Aufkommen der Gentechnik nicht in der Nahrungskette präsent waren. Das Parlament weist in den Resolutionen auf Folgen für die Umwelt in den Anbauländern und ungeklärte gesundheitliche Risiken bei Lebens- und Futtermitteln hin, die aus diesen Pflanzen gewonnen werden.

Rund 100 verschiedene gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sind bereits für den Import in die EU zugelassen. Dabei handelt es sich um Soja, Mais, Baumwolle, Raps und Zuckerrüben, die oft gegen mehrere Herbizide gleichzeitig resistent sind. Mais, Baumwolle und Soja produzieren oft auch Insektengifte. Die Gentechnik-Pflanzen, die hauptsächlich in Nord- und Südamerika angebaut werden, werden in der EU vor allem als Futtermittel eingesetzt. Die Resolutionen des Parlaments sind für die EU-Kommission, die letztlich über die Zulassungsanträge entscheidet, nicht bindend.

Testbiotech verfolgt die Entwicklung der EU-Zulassungen gentechnisch veränderter Pflanzen seit vielen Jahren und kritisiert gravierende Mängel bei der Risikobewertung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA:

  • Mit den Gentechnik-Pflanzen können mehr als ein Dutzend Insektengifte in die Nahrungskette gelangen, über die keine ausreichenden Daten und Erfahrungen hinsichtlich ihrer Sicherheit vorliegen. Darüber hinaus können Rückstände von mindestens einem halben Dutzend Herbizide vorhanden sein, gegen die die transgenen Pflanzen resistent gemacht wurden. Mögliche Wechselwirkungen und kumulative Effekte werden von der EFSA weitgehend ignoriert.
  • Es ist bekannt, dass Pflanzenenzyme den Abbau mancher Insektengifte verzögern, und dadurch deren Toxizität drastisch erhöhen können. In den Experimenten zur Ermittlung von dosisabhängigen Effekten werden die jeweiligen Toxine jedoch nur isoliert getestet. Das führt dazu, dass deren Giftigkeit systematisch unterschätzt wird.
  • Es besteht Grund zur Sorge, dass einige der Toxine Immunreaktionen auslösen (allein oder in Kombination) und so zu chronischen Immunerkrankungen (wie bspw. Entzündungen) beitragen können. Konkrete Daten zu diesen potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen fehlen jedoch.
  • Studien zeigen, dass Rückstände von Spritzmitteln wie Glyphosat und Glufosinat u.a. die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm beeinflussen können. Die EFSA hat jedoch noch keine spezifischen Methoden validiert, um die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen zu messen und zu bewerten, die sich aus Störungen des Mikrobioms ergeben.
  • Aufgrund unterschiedlicher Umweltbedingungen und Anbaumethoden in den Anbauländern können die Zusammensetzungen von Inhaltsstoffen und Pestizidrückständen in den gentechnisch veränderten Pflanzen stark variieren. Der EFSA reicht es jedoch, dass Unternehmen Daten aus Feldversuchen liefern, die nur einen kleinen Teil der möglichen Anbauregionen, -praktiken und Klimabedingungen repräsentieren, unter denen die Pflanzen angebaut und geerntet werden.

Derzeit ist der Mais MON810 die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die in der EU (Spanien und Portugal) angebaut wird. Wie kürzlich gezeigt wurde, können Kreuzungen zwischen Mais und wilden Teosinte-Arten (die in Spanien und Frankreich als gefährliches Unkraut gelten) viel häufiger auftreten als bisher angenommen. Die Nachkommen scheinen eine höhere Fitness aufzuweisen – und damit ein höheres Potential, invasiv zu werden. Trotzdem hat die EU-Kommission keine Maßnahmen ergriffen, um den Anbau zu stoppen.

Insgesamt zeigt sich, dass die EU ein großes Problem mit der unabhängigen Risikoforschung von Gentechnik-Pflanzen hat. Die Gentechnik-Richtlinie 2001/18 fordert zwar, dass „die Mitgliedstaaten und die Kommission sicherstellen, dass eine systematische und unabhängige Forschung in Bezug auf die potentiellen Risiken durchgeführt wird, die mit der absichtlichen Freisetzung oder dem Inverkehrbringen von GVO verbunden sind.“ Bei den meisten aktuellen Anträgen stammen jedoch sämtliche Daten, Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen von der Industrie.

Kontakt:

Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040

Weiterführende Informationen:

Die Resolutionen

Bericht zu Mängeln der EFSA-Risikobewertung

Meldung zum Anbau von MON810 und Teosinte

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