Dreizehn Organisationen aus Deutschland, der Schweiz und England legen gemeinsam Einspruch gegen ein Patent der US Firma Altor auf gentechnisch veränderte Schimpansen ein. Das Patent EP 1409646 war vom Europäischen Patentamt (EPA) im Juni 2012 erteilt worden. Die Tiere sind in ihrer DNA so verändert, dass ihr Immunsystem dem des Menschen ähnlicher sein soll. An diesen „humanisierten“ Tieren sollen Medikamente getestet werden. Nach Ansicht der Einsprechenden verstößt das Patent gegen die ethischen Grenzen des Europäischen Patentrechts.
„Während auf der einen Seite der Schutz der Menschenaffen immer mehr Unterstützung findet, ist der Versuch einiger Firmen, Schimpansen zu patentieren, ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Es ist für mich eine schockierende Vorstellung, dass eine Firma in einem Menschenaffen nur noch ein technisches Instrument sieht. Wenn wir das jetzt zulassen, werden die Menschen in Zukunft fragen: Wie konnten Sie nur?!“ sagt Jane Goodall, die viele Jahre das Leben von Schimpansen in freier Wildbahn beobachtet hat.
Die einsprechenden Organisationen – Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Deutscher Tierschutzbund, Gen-ethisches Netzwerk (GeN), GeneWatch UK, Gesellschaft für ökologische Forschung, Jane Goodall Institut, Kein Patent auf Leben!, Menschen für Tierrechte, Pro Wildlife, Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie (SAG), Schweizer Tierschutz (STS), Testbiotech und Wild Chimpanzee Foundation Deutschland (WCF) – fordern mehr Respekt im Umgang mit Tieren.
„Insbesondere von Menschenaffen wird angenommen, dass sie über ihre Leidensfähigkeit hinaus auch über ein menschenähnliches Bewusstsein verfügen. Forschungsergebnisse insbesondere über das Verhalten von Schimpansen und Bonobos haben zu einer intensiven Debatte darüber geführt, ob Menschenaffen nicht Grundrechte eingeräumt werden müssten. Diese Debatte zeigt erneut, dass der Umgang mit Menschenaffen besonders hohen ethischen Standards unterliegen muss. Das Patentamt verstößt mit seinen Entscheidungen gegen grundsätzliche ethische Grenzen“, sagt Prof. Christophe Boesch von der Wild Chimpanzee Foundation.
Das EPA hat im Jahr 2012 drei Patente auf Schimpansen erteilt, eines davon für die Firma Altor. Gegen ein weiteres dieser Patente war bereits im November 2012 Einspruch eingelegt worden. Ein dritter Einspruch ist für Mai 2013 geplant.
„Es gibt keine Rechtfertigung für derartige Patente. Diese Patente dienen nicht der Förderung des medizinischen Nutzens, sondern nur der Vermarktung von Versuchstieren.“ betont Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz. „Die Manipulation von Schimpansen mit menschlichen Genen ist ethisch nicht vertretbar und darf nicht noch durch Patente gefördert werden.“
Im Einspruch wird auch Kritik an einer Stellungnahme des Unternehmens Genentech geübt, das zum Roche-Konzern gehört und mit Altor kooperiert. In Reaktion auf öffentliche Debatten über das Patent hatte eine Sprecherin erklärt, dass Genentech zwar für eine strikte Begrenzung von Versuchen an Schimpansen sei, sie sprach sich aber nicht gegen Patente auf Menschenaffen aus. Die Einsprechenden kritisieren diese Haltung als inkonsequent und unglaubwürdig.