EFSA verteidigt Zulassungsprüfung von Gentechnik-Pflanzen

EU-Behörde veröffentlicht Bericht als Reaktion auf Forschungsprojekt RAGES

15. Juli 2020 / Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA befasst sich in einem aktuellen Bericht mit den Ergebnissen des Forschungsprojektes RAGES (Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Organismen in der EU und der Schweiz). Der Bericht wurde im Auftrag der EU-Kommission erstellt. Wie zu erwarten, verteidigt die EFSA ihre derzeitige Praxis der Risikoprüfung von gentechnisch veränderten Pflanzen, obwohl RAGES deutliche Defizite aufzeigte.

Testbiotech war an der Durchführung von RAGES maßgeblich beteiligt und begrüßt, dass die EFSA jetzt ihren Bericht dazu vorgelegt hat. Nach Ansicht von Testbiotech zeigt sich darin die grundsätzliche Bereitschaft der Behörde und der EU-Kommission zu einer Diskussion über die derzeitigen Standards der Zulassungsprüfung. Testbiotech sieht im Bericht der EFSA keinen Schlussstrich in der Debatte, sondern wird sich in den nächsten Wochen eingehend mit den verschiedenen Punkten befassen.

Die Befunde von RAGES werden durch den Bericht der EFSA keineswegs widerlegt. Der Bericht der EFSA weist zwar die Kritik an ihrer eigenen Arbeit zurück, zeigt aber auch offene Fragen und Probleme der Risikobewertung auf. An vielen Stellen wird darauf hingewiesen, dass RAGES und EFSA zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen, was bei der Komplexität der wissenschaftlichen Fragen auch nicht erstaunlich ist. Verschiedene Ergebnisse von RAGES wurden inzwischen auch von unabhängiger Seite geprüft und nach Peer-Review-Verfahren in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht. Die EFSA erwähnt diese Publikationen allerdings nicht.

Nicht übersehen werden darf, dass RAGES und die EFSA die Sicherheit von gentechnisch veränderten Organismen aus unterschiedlicher Perspektive verfolgen: Die EFSA steht unter enormem Druck, zeitnah neue Zulassungen zu ermöglichen und kann das Vorsorgeprinzip dabei kaum zur Geltung bringen. Dagegen bewerten die an RAGES beteiligten Institutionen die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen aus der Sicht von Umwelt- und Verbraucherschutz, ohne wirtschaftliche oder handelspolitische Erwartungen einbeziehen zu müssen.

Testbiotech hat die EU-Kommission dazu aufgefordert, eine weitere Bewertung der Ergebnisse von RAGES vorzulegen, da von der EFSA nicht erwartet werden kann, dass sie Kritik an ihrer eigenen Arbeit auf völlig neutrale Art und Weise analysiert. Zudem ist die EU-Kommission und nicht die EFSA für die Standards der Risikoprüfung verantwortlich.

Kontakt:
Christoph Then: Tel.: 015154638040, info@testbiotech.org

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