Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat einen Bericht über den Einsatz von genetisch veränderten Mikroorganismen in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion veröffentlicht. Der Bericht umfasst nicht nur gentechnisch veränderte Mikroorganismen, sondern auch solche aus anderen Herstellungsverfahren. Nach Darstellung der EFSA müssen die bestehenden Prüfrichtlinien erheblich nachgebessert werden, um mit den neuen Verfahren und Anwendungen Schritt halten zu können. Unter anderem sollen Methoden entwickelt werden, um Veränderungen des Mikrobioms bewerten zu können, d.h. der Gemeinschaften von Mikroben, die bspw. den Darm von Menschen und Tieren oder die Wurzeln von Pflanzen besiedeln.
In einigen Ländern werden gentechnisch veränderte Mikroorganismen bereits in der Landwirtschaft und Tierfütterung eingesetzt. So können bspw. in den USA Gentechnik-Bakterien auf die Äcker ausgebracht werden, um die Stickstoffversorgung von Pflanzen zu verbessern. In Brasilien dürfen Gentechnik-Bakterien ins Futter gemischt werden, die im Darm krankheitserregende Salmonellen abtöten sollen. Das Erbgut dieser Bakterien enthält das Gen für eine Gen-Schere, die Salmonellen-DNA erkennen und zerstören kann. Soweit dazu Informationen vorliegen, wurden die Mikroben von den zuständigen Behörden nur unzureichend auf Risiken für Mensch und Umwelt geprüft.
Nach dem Bericht der EFSA müssten derartige Gentechnik-Bakterien vor einer Freisetzung in der EU einer genaueren Risikoprüfung unterzogen werden. Zudem will die Behörde auch die Risiken von Mikroorganismen untersuchen, die aus anderen Herstellungsprozessen wie der Zufallsmutagenese stammen. Nach Ansicht von Testbiotech ist das zu begrüßen, ebenso wie ein Update der Prüfrichtlinien. Dagegen forderte die Industrie in der öffentlichen Konsultation zum Bericht der EFSA, die Prüfstandards deutlich niedriger anzusetzen.
Für irreführend hält Testbiotech jedoch die Aussage der EFSA, dass von gentechnisch veränderten Mikroorganismen keine höheren Risiken ausgehen würden als bspw. von Bakterien aus Zufallsmutagenese. Die Gentechnik ermöglicht die Entwicklung von Mikroorganismen mit einem wesentlich höheren Gefahrenpotential für Mensch und Umwelt als frühere Methoden. Testbiotech warnt davor, dass sich die Risiken einer Freisetzung von Gentechnik-Bakterien oft nur unzureichend abschätzen lassen und fordert die Stärkung des Vorsorgeprinzips.
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Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040
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