Bayerisches Fernsehen berichtet über Neue Gentechnik

Wissenschaftliche Argumente bleiben außen vor

17. Januar 2023 / Das Bayerische Fernsehen berichtete am 13. Januar in der Sendung „Unser Land“ über das Thema Neue Gentechnik in der Landwirtschaft. In der Sendung wird der Eindruck vermittelt, dass es bei der Neuen Gentechnik schon deswegen kaum Risiken geben könne, weil die meisten ExpertInnen behaupten, dass es keine gebe. Das ist im Fall der Neuen Gentechnik ein besonderes Problem, weil sich nur wenige ExpertInnen, unabhängig von Verwertungsinteressen, mit der Risikoforschung befassen.

In der Sendung wurde unter Bezugnahme auf Testbiotech zwar angedeutet, dass es jenseits von bloßen Meinungen auch begründete Argumente gegen einen bedenkenlosen Umgang mit Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen gibt. Die Argumente selbst wurden in der Sendung jedoch nicht genannt. Anstatt diese genau darzustellen und auf ihre Substanz zu prüfen, wird festgestellt, dass die Argumente der ‚WarnerInnen‘ von der Mehrheit der ‚WissenschaftlerInnen‘ nicht geteilt werden. So wird ein Urteil über die Risiken der Neuen Gentechnik gefällt, ohne die Argumente wirklich zur Diskussion zu stellen.

Dieses Muster der Berichterstattung ist keineswegs ungewöhnlich. In Gesprächen verweisen JournalistInnen gerne auf Erfahrungen mit der Klimadebatte und warnen vor einem ‚False Balancing‘: Man dürfe ‚ExpertInnen‘, die den Klimawandel leugnen, nicht denselben Raum in den Medien einräumen wie der Mehrheit der WissenschaftlerInnen, die den Klimawandel längst bewiesen haben. Übersehen wird dabei aber, dass die Stimmen, die vor dem Klimawandel warnten, ursprünglich auch nur eine Minderheit waren. Und sie wurden zu spät gehört, weil u.a. die Ölindustrie sich ‚der Wissenschaft‘ bediente, um eine andere Sichtweise zu verbreiten.

Auch in der Sendung gibt es ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn von der Mehrheit abweichende, aber gut begründete Argumente bei der Entscheidungsfindung nicht miteinbezogen werden: 1998 hat die EU der Patentierung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren zugestimmt, obwohl schon damals vor den Folgen gewarnt wurde. Heute würde eine Mehrheit der PolitikerInnen diese Entscheidung wohl gerne rückgängig machen. Dass Patente auf Saatgut erlaubt wurden, lag letztlich daran, dass zu wenig hinterfragt wurde, welche wirtschaftlichen Ziele hier verfolgt werden.

Es ist offensichtlich: Ohne tatsächliche Prüfung der Substanz von Argumenten kann man über komplexe Themen wie den Einsatz der (Neuen) Gentechnik in der Landwirtschaft nicht wirklich informieren. Die Leitmedien müssen sich deswegen bei diesem Thema aus ihrer Komfortzone noch deutlich herausbewegen. Die Herausforderung ist, wissenschaftlich begründete Argumente so verständlich gegenüberzustellen, dass es zu einer informierten gesellschaftlichen Debatte kommen kann.

Kontakt:
Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org

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