Abteilungsleiterin wechselt innerhalb zweier Monate von Europäischer Lebensmittelbehörde EFSA zu Gentechnik-Konzern

Behörde reagiert erst nach Aufdeckung durch Testbiotech

18. Januar 2010

Die frühere Leiterin der Abteilung Gentechnik der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, Suzy Renckens, ist ohne Auflagen der Behörde direkt zur Gentechnikindustrie gewechselt. Dies geht aus Unterlagen hervor, die die Expertengruppe Testbiotech jetzt auf Nachfrage von der EFSA erhalten hat.

Der Wechsel zum Gentechnikkonzern Syngenta fand im Mai 2008 statt, erst Ende März hatte Frau Renckens ihr Arbeitsverhältnis bei der EFSA beendet. Nachdem Testbiotech den Vorgang öffentlich gemacht hatte, reagierte die Leitung der EFSA im Dezember 2009 auf diesen Vorgang und wies Frau Renckens auf ihre Verpflichtungen nach dem EU-Recht hin. Die Tätigkeiten leitender Mitarbeiter von EU-Behörden unterliegen nach deren Ausscheiden für einen Zeitraum von zwei Jahren einer Genehmigungspflicht. Im Fall Renckens hatte die Behörde keinerlei Einwände erhoben oder Auflagen erteilt.

„Die Leitung der Behörde hat gegen ihre Sorgfaltspflicht verstoßen. Der direkte Wechsel von Frau Renckens zur Industrie hätte nicht genehmigt werden dürfen. Der Leitung der EFSA scheint ein ausreichendes Problembewusstsein zu fehlen. Der Vorgang wird von der Behörde als normaler Vorgang dargestellt“, erklärt Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech e. V.

Am 10. November 2009 hatte Testbiotech erstmals über diesen Fall berichtet und eine offizielle Anfrage an die EFSA gerichtet. Diese wurde am 11. Januar 2010 beantwortet, wobei die zulässige Frist für die Beantwortung deutlich überschritten wurde. Die EFSA übermittelte zusammen mit ihrer Antwort verschiedene E-Mails, die zwischen Frau Renckens und der Behörde ausgetauscht worden waren. Demnach arbeitete Frau Renckens von April 2003 bis 31. März 2008 für die EFSA und informierte am 19 Mai 2008 ihre ehemaligen Arbeitskollegen per E-Mail darüber, dass sie jetzt in führender Position für den Konzern Syngenta arbeite. Nach eigener Auskunft werde sie in Zukunft bei der Behörde auch wegen der Marktzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen vorstellig werden. In ihrer Position bei der EFSA hatte sie zuvor genau die Expertengruppe geleitet, die diese Anträge zu prüfen hat.

„Bei dieser Nähe zur Industrie stellt sich die Frage, wie unabhängig die Behörde in ihren Entscheidungen bei der Zulassung gentechnisch veränderter Organismen agiert“, sagt Then. „Die EU-Kommission sollte hier eine klare Stellung beziehen.“

Erst im Dezember 2009, nachdem Testbiotech berichtet hatte und Journalisten bei der Behörde nachfragten, nahm die Leitung der EFSA Kontakt zu Frau Renckens auf und wies sie darauf hin, dass ihre Tätigkeit bis zu zwei Jahren nach ihrem Ausscheiden einer Genehmigungspflicht unterliege. Frau Renckens antwortete daraufhin, dass die EFSA über ihre Tätigkeit bereits unterrichtet sei. Unter anderem habe sie in ihrer neuen Funktion an einem Treffen der Behörde und der EU Kommission im März 2009 teilgenommen.

Testbiotech fordert Konsequenzen von der Leitung der EFSA. Der Verein wird sich in dieser Sache auch an die EU-Kommission wenden.

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