Erlaubt die EU-Kommission den Import von Baysantos neuem 'Mais-Monster'?

Der gentechnisch veränderte Mais ist super-resistent gegenüber Herbiziden und produziert sechs Insektengifte
Montag, 22. Oktober 2018

Heute stimmen die Mitgliedsländer der EU über die Zulassung einer gentechnisch veränderten (GV) Maislinie ab, die eine Super-Resistenz gegenüber den Herbiziden Glyphosat und Glufosinat aufweist und sechs verschiedene Insektengifte produziert. Der Mais ist eine Kreuzung aus fünf verschiedenen GV-Pflanzen. Die Zulassung für den Import und die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln wurde vom Bayer-Konzern beantragt. Die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen dieser speziellen Kombination verschiedener Giftstoffe wurden nicht untersucht.

Der GV-Mais wurde ursprünglich von Monsanto produziert, gehört aber jetzt dem Bayer-Konzern, der Monsanto aufgekauft hat. Der Mais ist Teil einer Geschäftsstrategie, die darauf beruht, patentiertes Saatgut und Herbizide im Doppelpack zu verkaufen: Das Erbgut der Pflanzen weist einen doppelten Satz von Resistenzgenen sowohl gegen Glyphosat als auch Glufosinat auf und kann daher mit höheren Dosierungen dieser Unkrautvernichtungsmittel gespritzt werden. In der Folge kann auch die Ernte dieser Pflanzen höhere Rückstandsmengen der Herbizide aufweisen. Hinzu kommen die in den Pflanzen produzierten Insektengifte.

Die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen eines Verzehrs von Lebens- und Futtermitteln, die von diesen Pflanzen stammen, wurden nicht in Fütterungsversuchen getestet. Die EU-Kommission und die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA vertreten die Auffassung, dass Untersuchungen derartiger kombinatorischer Wirkungen grundsätzlich nicht nötig seien.

„Wenn dieser Mais zum Import zugelassen wird, wäre das ein weiteres Beispiel für einen unverantwortlichen Umgang mit den Risiken. Anstatt dem Schutz von Gesundheit und Umwelt Priorität einzuräumen, gibt es freie Bahn für internationalen Handel und die Interessen der Konzerne“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Obwohl die Mehrheit der EU-Mitgliedsländer der EU gegen eine Zulassung ist, ist es wahrscheinlich, dass die EU-Kommission doch grünes Licht geben wird.“

In einer ersten, vorläufigen Abstimmung waren 14 EU-Staaten gegen die Zulassung, weitere drei enthielten sich der Stimme. Bereits in der Vergangenheit hat die EU-Kommission den Import von Gentechnikpflanzen mit einer Kombination von potentiell gesundheitsschädlichen Substanzen erlaubt, ohne deren gesundheitliche Auswirkungen zu untersuchen. Frühere Beispiele sind die Soja “Intacta” und ein Mais namens “SmartStax”, der durch Kreuzung von vier GV-Maispflanzen erzielt wurde.

Testbiotech hält es für notwendig, sich verstärkt mit diesen Problemen zu befassen: Letzten Mittwoch hat der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofes seine Stellungnahme zu einer Klage (C-82/17P) vorgelegt, die von Testbiotech und anderen Organisationen eingereicht wurde. Das Ziel der Klage ist es, eine wesentlich genauere Untersuchung der Risiken derartiger Pflanzen verpflichtend zu machen. Geht es nach der Ansicht des Generalanwalts, werden diese Bemühungen allerdings scheitern. Falls diese Einschätzung vom EU-Gericht bestätigt wird, sieht Testbiotech die Notwendigkeit, noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit für diese Probleme zu schaffen. „Es könnte sich als ziemlich schwierig erweisen, den Richtern spezielle wissenschaftliche Lücken in der Risikobewertung von GV-Pflanzen zu erklären. Trotzdem müssen die Probleme gelöst werden“, fasst Christoph Then die Situation zusammen.

Kontakt:
Christoph Then, Tel. 0151 54638040, info@testbiotech.org

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