Risiken von Glyphosat müssen erneut auf den Prüfstand

Bericht deutscher Behörden über das am häufigsten eingesetzte Herbizid nicht ausreichend
Freitag, 10. Oktober 2014

In einem heute veröffentlichten Bericht weist die Organisation Testbiotech auf Mängel in der Risikobewertung des Totalherbizids Glyphosat hin. Das Spritzmittel wird beispielsweise unter dem Markennamen Roundup verkauft. Im Rahmen des derzeit in der EU laufenden Bewertungsverfahrens für das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkraut­vernichtung­smittel hatten deutsche Behörden zu Beginn des Jahres eine Risiko-Erstbewertung vorgelegt. Diese hatte keinerlei Hinweise auf Gesundheitsrisiken ergeben. Die Behörden hatten sogar empfohlen, die Grenzwerte für eine dauerhafte Belastung der Verbraucher (ADI) zu erhöhen.
Die von Testbiotech veröffentlichte Analyse zeigt, dass der deutsche Bewertungsbericht angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse so nicht haltbar ist. Die Organisation stützt sich dabei auch auf Studien, die in den Jahren 2013 und 2014 veröffentlicht wurden. Demnach müssten die Risiken des Wirkstoffs Glyphosats wesentlich genauer untersucht werden.
„Unsere Analyse zeigt, dass der Bericht der deutschen Behörden nicht ausreichend ist“, so Andreas Bauer-Panskus, Autor des Testbiotech-Berichts. „Aktuelle Publikationen zeigen, dass die Risiken von Glyphosat bislang deutlich unterschätzt werden. Das ist ein besonderes Problem, weil sich Rückstände dieses Spritzmittels in vielen Lebensmittelprodukten finden und es zu einer dauerhaften Belastung der Verbraucher kommt.“
Mehrere Studien zeigen zum Beispiel Auswirkungen auf das Hormonsystem. Auch die Umweltrisiken sind umstritten: So erschien vor Kurzem eine Publikation, die zeigt, dass das Lernverhalten von Bienen durch Glyphosat beeinträchtigt werden kann. Beide Risiken waren von den deutschen Behörden als nicht relevant eingestuft worden.
Der von den deutschen Behörden vorgelegte Glyphosat-Bewertungsbericht wird derzeit von den EU-Mitgliedsstaaten und der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA geprüft. Mit einer endgültigen Entscheidung über eine Neuzulassung wird im Jahr 2015 gerechnet.
Wegen des extrem häufigen Einsatzes von Glyphosat kommt es bei Unkräutern zu immer mehr Resistenzen, insbesondere in den Ländern, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. Dies führt unter anderem wiederum zu einem verstärkten Einsatz des umstrittenen Pestizids und zu Rückstandsbelastungen. So wurden bei Untersuchungen von transgenen Sojabohnen aus Argentinien, die Testbiotech in Auftrag gegeben hatte, Glyphosatrückstände gefunden, die bis zu fünfmal höher lagen als der in der EU gültige Grenzwert.

Kontakt: 

Andreas Bauer-Panskus, Autor der Studie, panskus@testbiotech.org, Tel. 0176 61176101