EFSA: Freibrief für unkontrollierte Verbreitung von Monsantos Gentechnik-Raps

Umweltministerin Hendricks soll gegen drohende Auswilderung der Pflanzen aktiv werden
Donnerstag, 26. June 2014

Vor einer unkontrollierten Ausbreitung von gentechnisch verändertem Raps in der EU warnen zehn Organisationen in einem Brief an Umweltministerin Barbara Hendricks. Anlass des offenen Briefs ist eine aktuelle Stellungnahme der Europäischen Lebensmittel­behörde EFSA, die sich für eine EU-Importzulassung von vermehrungsfähigem Raps der Firma Monsanto (MON88302) ausspricht. Dieser wurde gegen das Spritzmittel Glyphosat resistent gemacht und soll hier zu Futtermitteln verarbeitet werden. Die Pflanzen weisen unerwartete Nebenwirkungen der gentechnischen Veränderung auf und kommen deswegen später zur Blüte als die Vergleichspflanzen. Wie die EFSA in ihrer Stellungnahme schreibt, ist „das Auftreten verwilderter gentechnisch veränderter herbizidresistenter Pflanzen überall da wahrscheinlich, wo gentechnisch veränderter herbizidresistenter Rapssamen transportiert wird“. Trotz dieser Einschätzung sieht die Behörde keine Gefahren für Landwirtschaft und Umwelt.

„Die Bundesregierung muss gegen die Importzulassung des gentechnisch veränderten Raps stimmen und seine Zulassung in der EU verhindern“, fordert Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Verwilderte gentechnisch veränderte Pflanzen werden weltweit zu einem immer größeren Problem. Die EU muss jetzt die Umwelt, aber auch Landwirte und Verbraucher vor den Folgen einer unkontrollierten Verbreitung dieser Pflanzen schützen.“

Gentechnisch veränderter Raps breitet sich bereits heute in verschiedenen Regionen der Welt (den USA, Kanada, Australien und Japan) jenseits der Äcker unkontrolliert aus. In der EU gab es bisher keinen großflächigen Anbau von gentechnisch verändertem Raps. Trotzdem treten auch hier immer wieder Verunreinigungen mit transgenem Raps der Firma Bayer auf. Auch in der Schweiz fanden sich entlang der Bahngleise zahlreiche gentechnisch veränderte Rapspflanzen, die auf Transporte von Samen zurückgehen. Europa ist ein Zentrum der genetischen Vielfalt für Raps, die Transgene können sich daher auch in natürlichen Pflanzenpopulationen ausbreiten.

„Die Bundesregierung muss jetzt auf der Ebene internationaler Abkommen, in der EU und auch in Deutschland aktiv werden, um eindeutige gesetzliche Verbote zu verankern, die verhindern, dass nachfolgende Generationen mit der unkontrollierten Ausbreitung von Transgenen belastet werden“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Sollten diese Pflanzen in der Zukunft ökologische Schäden verursachen, gibt es keine Möglichkeit, sie wieder aus der Umwelt zu entfernen.“

Raps ist nicht die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die sich unkontrolliert ausbreitet. Jüngst wurden deswegen auch in einem internationalen Aufruf, der von zahlreichen Organisationen unterstützt wird, wirksame Maßnahmen gegen deren weitere Ausbreitung gefordert. In einem Brief an Ministerin Hendricks wird diese aufgefordert, sich nicht nur in der EU, sondern auch auf der Konferenz der Vertragsstaaten der Internationalen Konvention über die biologische Vielfalt im Herbst 2014 in Korea für klare Verbotsregeln einzusetzen.

Kontakt: 

Christoph Then, Testbiotech, Tel: 0151 54638040, info@testbiotech.org

Peter Röhrig, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) Tel: 030 28482306, roehrig@boelw.de