Gentechnik-Raps

Worum geht es?

Geht es nach dem Willen der Industrie sollen Pflanzen wie Raps, die mit den neuen Gentechnikverfahren, dem sogenannten „Gene Editing“, hergestellt werden, schon bald freigesetzt und angebaut werden, ohne nach dem Gentechnikrecht geprüft und gekennzeichnet zu werden. Dann könnten sich diese Pflanzen auch völlig unbemerkt in der Umwelt ausbreiten.

 

Was ist problematisch?

Der Druck der Gentechnik-Befürworter, Pflanzen, die mit neuen Gentechnikverfahren verändert werden, von der Gentechnik-Regulierung auszunehmen, ist enorm. Schon 2015 hatten deutsche Behörden den Anbau von Raps der US-Firma CIBUS erlaubt, der per Gene-Editing gegen Herbizide resistent gemacht wurde. Erst nach einem Schreiben der EU-Kommission wurde die geplante Freisetzung ausgesetzt. Im März 2017 beriet die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) erneut über ähnliche Anträge und kam zu dem Ergebnis, dass Pflanzen, die mit neuen Verfahren wie CRISPR-Cas verändert werden, nicht in jedem Fall dem Gentechnikgesetz unterliegen. Diese Bewertung wurde getroffen, obwohl sich derzeit der Europäische Gerichtshof mit der Frage befasst, wie diese Pflanzen im Hinblick auf das geltende Recht zu bewerten sind. Hier sollen offensichtlich am Gericht vorbei Fakten geschaffen werden.

Auch Experten von Einrichtungen wie der Nationalen Akademie der Wissenschaften vertreten ähnliche Positionen wie die ZKBS. Hier zeigt sich ein grundsätzliches Problem: Die Forschungspolitik ist in Deutschland und der EU seit Jahrzehnten einseitig auf die Förderung der Gentechnik ausgerichtet. Dagegen gibt es für Forschung, die konsequent auf das Vorsorgeprinzip und den Schutz von Mensch und Umwelt ausgerichtet ist, kaum Anreize. Kurz gesagt: Die Risikoforschung wird von Unternehmen mit Verkaufsinteressen dominiert. In der Konsequenz fehlt daher innerhalb der Forschungslandschaft die notwendige wissenschaftliche Kontroverse, auf die die Gesellschaft angewiesen ist, wenn sie vernünftige Entscheidungen im Bezug auf Risikotechnologien treffen will. Und so gibt es zwar viele Wissenschaftler, die als Befürworter der Gentechnik eintreten, aber kaum kritische Forschungsansätze. Für dieses Missverhältnis zugunsten der Förderung neuer Risikotechnologien bei gleichzeitiger Vernachlässigung industrieunabhängiger Risikoforschung ist die Politik verantwortlich.


Weitere Informationen:

Neue Gentechnik-Verfahren, die u.a. DNA-Scheren wie CRISPR-Cas verwenden, greifen direkt auf der Ebene des Erbguts ein. Somit unterscheiden sich diese Verfahren deutlich von denen der konventionellen Züchtung, wo mit der ganzen Pflanze, beziehungsweise der ganzen Zelle, und dem System der natürlichen Genregulation und Vererbung gearbeitet wird. Zwar sollen es die neuen Gentechnikverfahren ermöglichen, die DNA gezielter zu verändern, aber dennoch führen entsprechende Experimente regelmäßig auch zu ungewollten Veränderungen des Erbguts. Risiken treten auch dann auf, wenn kein artfremdes Erbgut übertragen wird. Durchlaufen die Pflanzen keine Sicherheitsprüfung, können Risiken unbemerkt bleiben und nach einer Freisetzung kann sich das veränderte Erbgut unbemerkt in der Umwelt ausbreiten. Wirkungsvolle Maßnahmen, um gentechnisch veränderte Pflanzen wieder vollständig aus der Umwelt zu entfernen, nachdem sie sich in natürlichen Populationen ausgebreitet haben, gibt es nicht.

 

Im Rahmen unserer verschiedenen Mitmachaktionen im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 haben wir Stellungnahmen von PolitikerInnen verschiedener Parteien erhalten und veröffentlicht. Dieser Dialog mit der Politik ist auch Ihrem Engagement zu verdanken! Vielen Dank dafür!

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Publication year: 
2017