Zum Projekt

Unter dem Titel RAGES (Risikoabschätzung von gentechnisch veränderten Organismen in der EU und der Schweiz) befasste sich ein internationales Team von ExpertInnen von 2016 bis 2019 intensiv mit der Zulassungsprüfung von Gentechnik-Pflanzen. Das Projekt ist vollständig unabhängig von den Interessen der Gentechnik-Industrie. Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass die Behörden in der EU und der Schweiz mit den Risiken nicht angemessen umgehen: Längst nicht alle relevanten Risiken werden geprüft, sondern vor allem diejenigen, die sich mit möglichst einfachen Mitteln untersuchen lassen.

 

Wissenschaftliche Publikationen

Insufficient risk assessment of herbicide-tolerant genetically engineered soybeans intended for import into the EU

Risk assessment of genetically engineered plants that can persist and propagate in the environment

Zusammenfassungen

Überblick: das RAGES-Projekt

Zusammenfassender Abschlussbericht des Projektes RAGES, 2016-2019

RAGES-Berichte

RAGES subreport: Serious shortcomings in the European risk assessment of herbicide tolerant GE plants for human health

RAGES subreport: Insecticial Bt crops. EFSA's risk assessment approach for GM Bt plants fails by design

RAGES subreport: Health risk assessment of genetically engineered nutritionally-altered GM crops

RAGES subreport: Assessment of health risks associated with the consumption of products derived from genetically engineered plants with a combination of traits

RAGES subreport: Environmental risk assessment of genetically engineered crops that can persist and spontaneously propagate in the environment

RAGES subreport: New genetic engineering technologies

Tabled overview on cross cutting gaps and deficiencies in current risk assessment as currently performed in the EU and Switzerland (Annex II to the summary report of the results from the RAGES project)

 

Projektkoordination

Testbiotech e.V.

Projektpartner

European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER)

Critical Scientists Switzerland (CSS)

GeneWatch UK

Unterstützt von

Stiftung Mercator Schweiz

Projektinhalt

Das europäische Forschungskonsortium befasst sich mit den Risiken gentechnisch veränderter Organismen, speziell von transgenen Pflanzen. Partner des Projekts sind das European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER), sein Schweizer Ableger CSS (Critical Scientists Switzerland), GeneWatch UK und Testbiotech. Beteiligt sind rund ein Dutzend Experten aus fünf europäischen Ländern.

Das Projekt ist vollständig unabhängig von den Interessen der Gentechnik-Industrie. Es will insbesondere zu einem verbesserten wissenschaftlichen Verständnis der Risiken beitragen, die mit der Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen in das Agrar-Ökosystem und die Lebensmittelproduktion einhergehen.

Entstanden ist das Projekt aus der Beobachtung, dass die derzeitigen behördlichen Standards nicht ausreichen, um den Schutz von Umwelt und Gesundheit zu gewährleisten.

Das Konsortium wird selbst keine experimentelle Forschung durchführen, sondern seine Analyse auf eine große Bandbreite vorhandener wissenschaftlicher Publikationen und Datenbanken stützen. RAGES wird auch Empfehlungen für die künftige Regulierung des Umgangs mit gentechnisch veränderten Pflanzen geben.

Das Projekt startete mit einem Workshop Mitte November 2016 in Zürich, die Ergebnisse wurden auf einer öffentlichen Tagung am 29.10.2019 an der Universität von Neuchâtel (Schweiz) vorgestellt. Als Abschluss wurden die finale Ergebnisse in Berlin und Brüssel vorgestellt.

 

Kontakte:

Dr. Christoph Then, Testbiotech Tel + 49 151 54638040, info[a]testbiotech.org

Dr. Helen Wallace, GeneWatch UK, helen.wallace[a]genewatch.org

Dr. Angelika Hilbeck, ENSSER, angelika.hilbeck[a]env.ethz.ch

Dr. Luigi Andrea, CSS, l.dandrea[a]stopogm.ch

 

 

 

 

 


Themen

In der ersten Hälfte 2017 bereiten Arbeitsgruppen verschiedene Themen auf.
Die Ergebnisse sollen nach weiteren Diskussionen und sachlichen Prüfungen veröffentlicht werden.
Dabei handelt es sich um folgende Themen:

Das Konzept der Risikoprüfung der  Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA

Das Konzept der EFSA, das als „vergleichende Risikoprüfung“ bezeichnet wird, erscheint heute oft genug nicht ausreichend, um relevante Unterschiede zwischen GV-Pflanzen und Pflanzen aus konventioneller Zucht zu identifizieren und zu untersuchen. Darüber hinaus berücksichtigt es auch Unsicherheiten und die derzeitigen Grenzen des verfügbaren Wissens nicht genügend. Zudem leidet die Risikoprüfung häufig unter der dürftigen Qualität der von der Industrie zur Verfügung gestellten Daten und an einem generellen Mangel an unabhängigen Untersuchungen.

Die Arbeitsgruppe wird von Angelika Hilbeck von ENSSER geleitet. Angelika Hilbeck erforscht seit vielen Jahren die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen. Sie arbeitet an der ETH Zürich und hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen verfasst. Lesen Sie hier eine Publikation von Angelika Hilbeck: http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fenvs.2015.00071/full

 

Herbizidresistente GV-Pflanzen

Dutzende von herbizidresistenten Pflanzen wurden bereits zum Import in die EU zugelassen.
(www.testbiotech.org/gendatenbank_bilder). Mit diesen Pflanzen gehen nicht nur Risiken für die Umwelt,
sondern auch für die menschliche Gesundheit einher. So zeigen die Pflanzen und daraus hergestellte
Lebens- und Futtermittel ein spezifisches Muster von Rückständen der Spritzmittel, gegen die sie resistent
gemacht wurden. Doch diese Rückstände werden nicht im Detail untersucht, bevor die Pflanzen zugelassen werden.

Die Arbeitsgruppe wird von Nicolas Defarge von ENSSER geleitet.
Nicolas Defarge erforscht seit mehreren Jahren die Auswirkungen von Herbizidmischungen, die Glyphosat enthalten und auch an GV-Pflanzen eingesetzt werden.
Lesen Sie eine Publikation von Nicolas Defarge: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S027869151530034X

 

Insektengiftige GV-Pflanzen

Neben herbizidresistenten Pflanzen sind insektengiftige Pflanzen die zweite große Gruppe von GV-Pflanzen, die derzeit angebaut werden. Bis Anfang 2017 waren für die EU bereits etwa 30 verschiedene Gentechnik-Pflanzen, die sogenannte Bt-Insektengifte produzieren, für den Import und die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln zugelassen (www.testbiotech.org/gendatenbank_bilder).
Der Anbau von Maispflanzen, die Bt-Insektengifte produzieren, ist auch in der EU erlaubt, in Spanien werden rund 100 000 Hektar angebaut. In naher Zukunft will die Industrie auch GV-Pflanzen anbieten, die kleine, biologisch aktive Stoffe (miRNA) produzieren, die von den Fraßinsekten aufgenommen werden, in deren Gen-Aktivitäten eingreifen und sie dadurch töten. Hier gibt es viele offene Fragen insbesondere bezüglich der Risiken für die Umwelt. Neben herbizidresistenten Pflanzen sind insektengiftige Pflanzen die zweite große Gruppe von GV-Pflanzen, die derzeit angebaut werden. Bis Anfang 2017 waren für die EU bereits etwa 30 verschiedene Gentechnik-Pflanzen für den Import und Verwendung in Lebens- und Futtermittel zugelassen, die sogenannte Bt-Insektengifte produzieren

Die Arbeitsgruppe wird von Angelika Hilbeck von ENSSER geleitet (siehe oben).

 

Stacked Events und Kombinationseffekte

Eine stetig steigende Anzahl von Pflanzen ist gleich mehrfach gentechnisch verändert, die meisten sind sowohl gegenüber Spritzmitteln resistent als auch insektengiftig. Ein bekanntes Beispiel ist der Mais SmartStax, der sechs Insektengifte produziert und gegenüber zwei Herbiziden resistent gemacht wurde. In derartigen Pflanzen kann es zu Wechselwirkungen kommen, wodurch beispielsweise die Wirkung der Insektengifte verstärkt wird. Die Richtlinien der EU verlangen, dass akkumulierte Effekte bei der Risikoprüfung berücksichtigt werden, was bisher von der EFSA aber nicht umgesetzt wurde.

Die Arbeitsgruppe wird von Christoph Then von Testbiotech geleitet. Christoph Then arbeitet seit vielen Jahren zu Fragen der Risikobewertung von GV-Organismen. Lesen Sie hier eine Publikation von Christoph Then:http://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-016-0099-0

 

GV-Pflanzen mit geänderter Nahrungsqualität

Es gibt bereits einige GV-Pflanzen auf dem Markt, die in der Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe verändert sind. Beispielsweise werden Pflanzen in ihrer Ölqualität verändert, wodurch ihr Wert für Futter- und/oder Lebensmittel gesteigert werden soll. Bislang gibt es jedoch kaum Untersuchungen über die tatsächlichen gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs dieser Pflanzen. Bisher hat die EFSA auch keine spezifische Richtlinie dafür entwickelt, wie diese Pflanzen untersucht werden sollen.

Die Arbeitsgruppe wird von Helen Wallace von GeneWatch UK geleitet. Helen Wallace arbeitet seit vielen Jahren zu Fragen der Risikobewertung u. a. von GV-Pflanzen und GV-Insekten. Lesen Sie hier eine Publikation von Helen Wallace: http://www.world-agriculture.net/issue/8/World-Agriculture-Vol4-No1-Summer-2013

 

GV-Pflanzen mit erhöhter Fitness

Während die konventionelle Pflanzenzüchtung bereits viele Sorten mit einer erhöhten Widerstandskraft gegenüber Umweltstress wie Trockenheit und Überwässerung entwickelt hat, ist bisher nur eine GV-Pflanze mit erhöhter Toleranz gegenüber Trockenheit auf dem Markt. Allerdings zeigen verschiedene Publikationen, dass erhöhte Fitness bei GV-Pflanzen auch unbeabsichtigt entstehen kann und diese dadurch eine unerwartete Fähigkeit zur Persistenz in der Umwelt und/oder Invasivität erwerben können, was bisher von der EFSA nur teilweise berücksichtigt wird.

Die Arbeitsgruppe wird von Christoph Then von Testbiotech geleitet (siehe oben).

 

Neue Gentechnik-Verfahren

Neue Gentechnik-Verfahren, die unter anderem auf der Anwendung von CRISPR Cas beruhen, ermöglichen gezieltere, aber auch radikalere Veränderungen des Erbguts. Dabei werden unerwartete Nebenwirkungen auf vielen Ebenen der betroffenen Organismen beobachtet. Derartige Pflanzen, aber auch Tiere sollen schon bald auf den Markt kommen.

Die Arbeitsgruppe wird von Janet Cotter von Logos Environmental geleitet. Janet Cotter arbeitet als wissenschaftlicher Consultant für Umweltorganisationen. Ihre Expertise umfasst GV-Organismen, neue Gentechnik-Verfahren, Pestizidbewertung und die ökologische Landwirtschaft. Von 2000 bis 2015 arbeitete sie als leitende Wissenschaftlerin für Greenpeace International. Lesen Sie hier eine Publikation von Janet Cotter: http://link.springer.com/article/10.1186/s40550-014-0005-8