Kranke Tiere – sichere Gentechnik?

Neue Debatten über die gesundheitlichen Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen

26. Januar 2016 / Verschiedene Veröffentlichungen über die Auswirkungen der Verfütterung von Gentechnik-Pflanzen bei Kühen und Ziegen sorgen für neue Debatten über gesundheitliche Risiken.

Eine aktuelle Publikation dokumentiert Vorfälle auf einem Hof in Deutschland, wo nach der Verfütterung gentechnisch veränderter Pflanzen mehrere Kühe gestorben waren (1). Obwohl der Vorfall schon etwa 15 Jahre zurückliegt, ist die genaue Ursache bis heute ungeklärt. Die Industrie weist bislang alle Vorwürfe von sich und sieht keine Gründe für weitere Untersuchungen.

Publikationen italienischer Wissenschaftler über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Ziegen, die mit Gentechnik-Soja gefüttert wurden, finden derzeit internationale Aufmerksamkeit, nachdem Zweifel an der wissenschaftliche Qualität der Arbeit geweckt wurden. Offensichtlich wurden bestimmte Abbildungen mehrfach verwendet (2).

Nach Ansicht von Testbiotech müssten diese Publikationen zu weiteren Untersuchungen führen: Im Fall des Landwirtes aus Hessen wurde über mehrere Jahre ein bestimmter Gentechnik-Mais verfüttert, der inzwischen von der Firma Syngenta vom Markt genommen wurde (Bt 176). Zudem enthielt das Futter der Kühe andere gentechnisch veränderte Pflanzen wie herbizidresistente Soja. Bis heute fehlen weitere Untersuchungen, die unter ähnlichen Umständen durchgeführt wurden.

Auch gibt es noch keine detaillierten Untersuchungen zu Ziegen und deren Nachkommen, die mit Gentechnik-Soja gefüttert wurden. Für die beobachteten Effekte könnten mehrere mögliche Ursachen verantwortlich sein, endgültige Schlüsse lassen sich aus den vorliegenden Daten daher ohnehin nicht ziehen. Eine bestimmte Absicht hinter den beobachteten Mängeln der Publikationen ist nicht erkennbar, da die Wissenschaftler in der Mehrzahl ihrer Arbeiten gar keine Auswirkungen des Gentechnik-Futters festgestellt hatten. Die Attacke auf die italienischen Wissenschaftler findet wesentlich mehr Interesse als die ursprüngliche Publikation der Ergebnisse. Der Grund dürfte darin liegen, dass verschiedene regierungsunabhängige Organisationen auf diese Arbeiten verwiesen hatten.

Die Industrie hat in den letzten Jahren immer wieder versucht, Zweifel an der Sicherheit von Gentechnik-Pflanzen zu zerstreuen. So wird gern auf eine Publikation aus den USA verwiesen, die einen Überblick über Daten zur Tiergesundheit in den USA gibt (3) Eine genauere Bewertung dieser Publikation, die unter Federführung einer ehemaligen Mitarbeiterin von Monsanto erstellt wurde, macht jedoch deutlich, dass diese Arbeit auf Daten beruht, die weitgehend ungeeignet sind (4).

Testbiotech beobachtet mit Sorge, dass trotz eines eklatanten Mangels an ausreichenden Untersuchungen immer wieder behauptet wird, dass Gentechnik-Pflanzen keine gesundheitlichen Risiken bergen. Auch für EU-Zulassungen werden oft keine Fütterungsstudien durchgeführt. Jüngst hat sich die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA für die Zulassung eines weiteren Gentechnik-Mais ausgesprochen, der gegen zwei Spritzmittel resistent gemacht wurde und mehrere Insektengifte produziert, ohne dass eine Fütterungsstudie mit den Maiskörnern zur Abschätzung gesundheitlicher Risiken vorgelegt wurde (5).

(1) http://www.criigen.org/communique/99/display/The-first-GMO-Bt-crop-to-be...

(2) http://www.nature.com/news/italian-papers-on-genetically-modified-crops-...

(3) Van Eenennaam A.L. & Young A.E. (2014) Prevalence and impacts of genetically engineered feedstuffs on livestock populations, J. Anim. Sci. 92:4255–4278

(4) Testbiotech Hintergrund (2015) Der Einfluss der Gentechnik-Industrie auf aktuelle EU-Forschungsprojekte zu gentechnisch veränderten Pflanzen, www.testbiotech.org/node/1435

(5) Testbiotech Hintergrund (2016) Testbiotech comment on the Scientific Opinion (EFSA-GMO-DE-2009-66) for placing on the market of herbicide tolerant and insect resistant maize Bt11 × MIR162 × MIR604 × GA21 from Syngenta, http://www.testbiotech.org/node/1551